Der PKW-Absatzmarkt China ächzt unter den Zollstreitigkeiten mit den USA. Erstmals wurden im Reich der Mitte weniger Autos verkauft als im Vorjahr. VW-Chef Herbert Diess hat das Problem bereits erkannt und kurzerhand die Zuständigkeiten für das China-Geschäft an sich genommen. Die Risiken sind enorm, denn die Wolfsburger verkaufen mittlerweile jedes zweite Auto nach Fernost.
Rückgang bei PKW-Verkäufen
Erstmals seit 20 Jahren ist der chinesische Automarkt auf Jahressicht geschrumpft. Für den Volkswagen-Konzern, welcher in China mit 15 Prozent Marktanteil als Branchenprimus gilt, hat dies unmittelbare Konsequenzen. Im Gesamtjahr 2018 verkauften die Wolfsburger rund 2,1 Prozent weniger Autos als im Vorjahr, was in Zahlen einen Rückgang von 67.300 PKWs bedeutet.
Ebenfalls belastend sind die Zahlen der VW-Premiumtochter Audi. Anders als die Konkurrenten BMW und Daimler verkauften die Ingolstädter im vergangenen Jahr weltweit weniger Fahrzeuge als im Vorjahr. In China konnte Audi im vergangenen Jahr mehr Autos absetzten. Berücksichtig man aber, dass im Frühjahr 2017 der Händlerstreit in China zu einem negativen Sondereffekt geführt hatte, ist das Ergebnis vom letzten Jahr nicht zufriedenstellend.
„Enorme Herausforderungen“
Was die weitere Entwicklung des chinesischen Marktes betrifft sind sich die Experten nicht einig. Während Automobilexperte Arnd Ellinghorst vom Investmenthaus Evercore ISI mit einer schnellen Entspannung der Lage rechnet, sieht Automobilprofessor Ferdinand Dudenhöffer schwarz. „Die Marktbedingungen sind schlechter, als es die Zulassungszahlen ausdrücken“, so der Experte. Der Ausblick für die kommenden Jahre sehe seiner Meinung nach extrem schlecht aus.
Dass es kein einfaches Jahr wird, gibt auch VW-COO Ralf Brandstätter zu: „2019 wird vor allem vor dem Hintergrund wachsender geopolitischer Risiken erneut ein Jahr enormer Herausforderungen für die Marke“.
„Volkswagen muss chinesischer werden“
Auch wenn VW-Chef Herbert Diess das China-Geschäft zur Chef-Sache erklärt hat, wird sich an der scheinbar düsteren Entwicklung der Absatzzahlen kaum etwas ändern. Es sei denn es kommt zu positiv beinflussenden Faktoren, wie zum Beispiel der Einführung von Steuererleichterungen für neue PKWs seitens der chinesischen Regierung. Oder etwa einen Durchbruch bei den Verhandlungen zum Handelsstreit zwischen den USA und China.
Die VW-Aktie kann sich nach der Veröffentlichung der Absatzzahlen recht wacker halten, und notiert am Nachmittag mit einem halben Prozent im Minus. Charttechnisch konnten die Anteilsscheine zuletzt die 90-Tage-Linie überwinden. Anleger sollten den Stoppkurs von 134,50 Euro beachten.