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30.09.2015 Jochen Kauper

VW-Aktie: Erneute Krisensitzung des Aufsichtsrats – fünf Millionen Autos betroffen - erste Klagen aus den USA

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Volkswagen

Die obersten Aufseher von Volkswagen wollen am Mittwoch über erste Ergebnisse aus den konzerninternen Ermittlungen zum Abgas-Skandal beraten. Das fünfköpfige Präsidium des Kontrollgremiums kommt nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Nachmittag zu einem erneuten Krisentreffen zusammen. Dabei soll über einen Zwischenbericht zu der Affäre gesprochen werden. Demnach fiel die Entscheidung zum Einbau der manipulierten Software bereits in den Jahren 2005 und 2006, und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale. Noch unklar ist, ob im Anschluss an die voraussichtlich in Wolfsburg stattfindende Sitzung mit einer Erklärung zu rechnen ist.
Der Zwölf-Marken-Konzern hatte mit einer Software Abgaswerte von Diesel-Autos bei Tests in den USA manipuliert. Weltweit sind rund 11 Millionen Fahrzeuge betroffen - mindestens 2,8 Millionen davon allein in Deutschland.

Fünf Millionen VW-Fahrzeuge betroffen

VW hatte bereits am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass von der Konzern-Kernmarke VW fünf Millionen Fahrzeuge betroffen sind. VW stellte einen Aktionsplan zur Nachbesserung von Dieselwagen mit manipulierter Software vor. Die betroffenen VW-Kunden sollen demnächst per Post informiert werden, wenn ihre Diesel-Fahrzeuge nachgebessert werden müssen. VW sprach von "Servicemaßnahmen". Es handle sich aber nicht um eine "Sicherheits-Rückrufaktion", weil die Sicherheit der Fahrzeuge nicht tangiert sei, sagte ein VW-Sprecher in Wolfsburg. VW-Markenchef Herbert Diess sagte in Brüssel dazu: "Wir haben einige Lösungen erarbeitet, insbesondere stehen natürlich die Kunden im Fokus im Moment." Die Kosten könne VW noch nicht abschätzen.
Volkswagen und die weiteren betroffenen Marken des Konzerns wollen den zuständigen Behörden im Oktober die technischen Lösungen vorstellen. Die betroffenen Autos bestimmter Baujahre und Modelle - darunter der Golf sechs, der Passat der siebten Generation oder die erste Generation des Volkswagen Tiguan - sind mit Dieselmotoren des Typs EA 189 ausgestattet. Dass diese Modelle den Motor enthalten, hatte VW bereits am vergangenen Freitag bekanntgegeben.
Der frühere VW-Konzernchef Bernd Pischetsrieder und der frühere VW-Markenchef Wolfgang Bernhard hatten nach eigenen Angaben keine Kenntnis vom Einbau der Manipulationssoftware. Beide hätten auch keine Entscheidungen zur Entwicklung oder zum Einsatz der Software getroffen, teilten die Manager am Dienstagabend über die Rechtsanwaltskanzlei Schertz Bergmann mit.

Reichen die bisherigen Rückstellungen aus?

Die bisherigen finanziellen Rückstellungen wegen des Abgas-Skandals dürften einem Bericht zufolge nicht für die Lösung aller Probleme ausreichen. Dies geht aus einer Antwort von Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch auf entsprechende Fragen bei einer Manager-Versammlung hervor, wie das Fachblatt "Automobilwoche" (Dienstag) schreibt.  
Die veranschlagten 6,5 Milliarden Euro sind demnach vor allem für technologische Lösungen und Service-Leistungen vorgesehen. Möglicher Schadenersatz, Anwaltshonorare und andere Kosten kämen obendrauf. Ein VW-Sprecher verwies auf die Gewinnwarnung aus der vergangenen Woche fürs dritte Geschäftsquartal, wonach der angenommene Betrag für Serviceleistungen "Einschätzungsrisiken" unterliege und auch bereits klar nur den Serviceleistungen zugeordnet worden sei.

Erster US –Bundesstaat verklagt VW

Im Skandal um manipulierte Abgas-Messwerte hat der erste US-Landkreis Volkswagen verklagt. Harris County in Texas fordert wegen Luftverpestung durch mindestens 6000 in der Region verkaufte VW-Diesel über 100 Millionen Dollar (89 Millionen Euro), teilte das Büro des zuständigen Staatsanwalts Vince Ryan am Dienstag in Houston mit. VW's betrügerische Aktionen hätten es dem Landkreis erschwert, die staatlichen Klimaschutzvorgaben einzuhalten, und so die Bürger zu schützen, sagte Ryan. "Diese manipulierten Autos haben jeden Tag deutlich mehr Abgase als gesetztlich erlaubt ausgestoßen".
Als erste Regierungsbehörde, die eine große Klage gegen VW einreiche, würde Harris County sich freuen, mit den Regierungen anderer US-Staaten und -Kreise zusammenzuarbeiten, so Ryan weiter. Der New Yorker Bundesanwalt Eric Schneiderman hatte in der Vorwoche bereits angekündigt, mit anderen US-Staaten eine Allianz bilden zu wollen. VW hat nach Vorwürfen der Umweltschutzbehörde EPA eingeräumt, seit 2009 mit einer speziellen Software die Emissionstests von knapp einer halben Million Diesel-Wagen in den USA ausgetrickst zu haben. Der tatsächliche Abgasausstoß soll die gesetzlichen Grenzwerte um ein Vielfaches überstiegen haben.

Ruhe bewahren

Natürlich kommen jeden Tag neue Erkenntnisse ans Tageslicht. Erste Schadensersatzklagen und so weiter und so weiter. Die VW-Aktie hat womöglich den worst-case bereits eingepreist. Anleger mit sehr guten Nerven versuchen sich für die nächsten Monate zu positionieren und einen guten Durchschnittskurs zu bekommen. Auf Sicht von zwölf bis 24 Monaten sollte sich der Kauf auf jeden Fall auszahlen.

(Mit Material von dpa-AFX)

 

  


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