Der Wind bei Immobilien-Aktien hat sich gedreht. Grund sind frische Preisdaten aus der Eurozone und die aktuellen US-Renditen. Sie sorgten am Freitag für ein Comeback der Zinshoffnungen. Doch auch von einer weiteren Seite keimt endlich Hoffnung für Vonovia und Co und ihre Anleger auf – und das erstmals seit 2020.
Die Zinshoffnung ist zurück – und damit auch der Rückenwind für die Immobilien-Aktien. Am Freitag legte der gesamteuropäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Real Estate um bis zu 1,6 Prozent zu. Das bescherte ihnen die Spitzenposition im europäischen Branchenvergleich. Auch die deutschen Immobilien-Aktien wie Vonovia, Aroundtown oder LEG Immobilien schlossen den Freitagshandel deutlich im Plus ab.
Hintergrund waren die Preisdaten aus der Eurozone. Immobilienwerte reagieren traditionell besonders empfindlich auf Inflations- und Zinssignale. So hatten die hohen Leitzinsen in den vergangenen Monaten den Immobilienmarkt lahmgelegt. Bis Ende Dezember herrschte dann die Hoffnung auf schnelle Zinssenkungen und Euphorie rund um Immobilien-Aktien. Zu Jahresbeginn bekamen die Zinshoffnungen aber einen Dämpfer und damit auch Aktien der deutschen Wohnungsunternehmen. Doch so schnell kann es gehen. Nun herrscht wieder das Prinzip Zinshoffnung. Neben den jüngsten Preisdaten nährten diese auch die am Freitag deutlich gefallenen US-Renditen.
Zudem kommt noch ein Punkt hinzu, der in der neuen Zinshoffnung nahezu untergegangen ist. So keimt auch bei einem weiteren Kostenfaktor endlich wieder Hoffnung auf. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) berichtete erstmals seit 2020 sinkende Preise. Im August lag der Neubaupreis für Rohbauarbeiten durchschnittlich um 0,6 Prozent unter dem Mai 2023.
Auch der Ausblick dürfte die Wohnungsunternehmen freuen, denn für 2024 erwartet die Baubranche einen weiteren Rückgang der Baukonjunktur – und damit wohl auch weiter sinkende Preise. Auch das ifo Institut berichtet, dass die Unternehmen im Bauhauptgewerbe ihre Preise in den kommenden Monaten mehrheitlich senken wollen.
Sinkenden Zinsen plus sinkende Baukosten – das sind ohne Wenn und Aber positive Nachrichten für die Anleger von Vonovia, Aroundtown und Co, denn beides belastete nicht nur die Kosten der Immobilienunternehmen, sondern auch ihre Aktien. Wenn sich die Zinshoffnung verfestigt und mit den Baukosten auch noch ein zweiter wichtiger Kostenfaktor sinken würde, stehen die Chancen gut, dass 2024 endlich wieder ein Jahr der Immobilien-Aktien wird. Welche Dynamik sich dann entfalten kann, hat nicht zuletzt die Phase von April und Dezember 2023 gezeigt. Innerhalb er Branche setzt DER AKTIONÄR weiter auf Marktführer Vonovia.