Die Aktie von Volkswagen hat im Vergleich der deutschen Automobil-Hersteller seit Jahresbeginn die schlechteste Performance vorzuweisen. Während BMW auf ein Plus von 10,5 Prozent kommt, Mercedes immerhin einen Zuwachs von 3,2 Prozent verbucht, müssen die Aktionäre der Volkswagen AG ein Minus von 9,4 Prozent verkraften. Hinzu kommt, dass die Analysten der Schweizer Großbank UBS weiterhin an ihrer Verkaufsempfehlung für das Papier festhalten.
Patrick Hummel von der UBS hat die Einstufung für Volkswagen auf "Sell" mit einem Kursziel von 100 Euro belassen. Die anstehende Quartalsberichtssaison der europäischen Automobilindustrie dürfte insgesamt solide Zahlen liefern, schrieb Analyst Hummel in einer am Montag vorliegenden Branchenstudie. Allerdings sollten die Margen der Autobauer im Vergleich zum Vorquartal gesunken sein und die Zulieferer für die Elektromobilität die geringere Nachfrage zu spüren bekommen haben. Sein "Top Pick" im Sektor bleibt die Aktie von Mercedes-Benz.
Problem: ID.Modelle
Das VW-Management hat derzeit viele Baustellen zu managen. Größtes Problem: VW fährt mit seinen ID.-Modellen den Newcomern der Branche wie BYD, Xpeng, Nio, MG und vor allem Trendsetter Tesla meilenweit hinterher. Zu wenig innovativ, zu wenig Infotainment, mangelhafte Software. Und während die chinesischen Hersteller sich an den Bedürfnissen der Kunden orientieren, entwickelt Volkswagen seine Stromer völlig am Konsumenten vorbei.
Neues Joint-Venture
Positiv: In Polen sollen günstige Batteriebestandteile für VW-Elektroautos entstehen. Das neue Gemeinschaftsunternehmen Ionway, das Volkswagen mit dem belgischen Konzern Umicore gegründet hat, werde in der Stadt Nysa (Neiße) im Süden des Landes seine erste Produktionsstätte errichten, kündigte die VW-Batterietochter PowerCo am Samstag an. Ziel sei eine günstigere Produktion, die "Elektroautos für jedermann erschwinglich macht", sagte Ionway-Chef Thomas Jansseune laut Mitteilung.
Neuer Manager für die Software-Sparte
News gab es auch von der Personal-Seite: Die Software-Sparte Cariad hat mit Sanjay Lal einen hochinteressanten neuen Mann an Land ziehen können. Lal war vorher bei Google- und dem Elektroauto-Pionier Tesla. Zuletzt hat er für das E-Mobility-Start-up Rivian gearbeitet. Lal ist ein echter Software-Experte. Er soll vor allem die Softwarearchitektur und das Infotainment im Volkswagen-Konzern voranbringen. Cariad verschlingt Milliarden, brachte aber bislang nicht die gewünschten Ergebnisse.
Der neue Manager Sanjay Lal kann sicherlich für die Software-Sparte neue Impulse geben, aber auch er wird die großen Probleme von Cariad nicht über Nacht lösen können.
Die VW-Aktie liefert nach wie vor sowohl fundamental, als auch charttechnisch wenig Kaufargumente, wenngleich die Bewertung mit einem derzeitigen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 5 und einen Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,2 äußerst günstig erscheint.
Anleger sollten eine klare Aufhellung des Chartbilds abwarten. Dies tritt erst ein, sobald die 50-Tage-Linie, die bei 115,02 Euro verläuft, genommen wird.
Für den langfristigen Trend entscheidend ist die wichtige 200-Tage-Linie, die bei 122,62 Euro liegt.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz, Mercedes-Benz.