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11.05.2023 Jochen Kauper

Volkswagen: Tortenwürfe, Nacktproteste und 7 Prozent Dividende

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Volkswagen Vz.

Gleich mit den einführenden Worten von Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch ist bei der ersten ordentlichen Präsenzhauptversammlung des Wolfsburger Autoriesen nach der Corona-Pandemie klar geworden, dass das Management nicht mit großer Harmonie rechnen kann.

Ein Tortenwurf in Richtung von Wolfgang Porsche, Vertreter der Eigentümerfamilie, verfehlte zwar sein Ziel, ließ die Manager auf dem Podium aber schon früh aufschrecken.

Straßenblockaden auf Zufahrtsstraßen, Klimaproteste vor dem Versammlungsgebäude in Berlin, orchestrierte Störaktionen in der Halle am Mittwoch - all das zeigte, in welchem Umfeld sich der Autokonzern bewegt. Die Kritik zielte ab auf den Umgang der Wolfsburger mit dem Dieselskandal und der Menschenrechtssituation in China, aber auch den Verkauf von Verbrennerautos.

Volkswagen Vz. (WKN: 766403)

Der neue VW-Chef Oliver Blume will eigentlich vor allem Entschlusskraft demonstrieren. Er referierte vor den Aktionärinnen und Aktionären über seinen Zehn-Punkte-Plan, der dem Autobauer am Wendepunkt zur Elektromobilität und zum vernetzten Auto seine Stellung sichern soll. Erst kürzlich hat Blume bei der kriselnden Softwaretochter Cariad durchgegriffen und weite Teile des Managements ausgetauscht - die teuren Verzögerungen der Vergangenheit sollen auch dank eines neuen Projektmanagements endlich Geschichte sein.

Vergangene Woche legte der Konzern Geschäftszahlen für die ersten drei Monate vor, die zwar wegen der finanziellen Bewertung von Rohstoffsicherungsgeschäften bei den Gewinnen nach unten wiesen - im eigentlichen Tagesgeschäft sah es aber besser aus. Selbst für die schwierige Lage beim Verkauf von Autos in China, dem wichtigsten Markt, fand Blume in den vergangenen Tagen zuversichtliche Worte.

Doch auch Blume musste seine Rede vor den Anlegern unterbrechen, als eine Aktivistin mit nacktem Oberkörper und Plakat lautstark seinen Vortrag störte und damit auf Menschenrechtsprobleme in China hinweisen wollte. Es sollte nicht die letzte Störung sein.

Foto: Rainer Unkel/IMAGO
VW-Chef Oliver Blume

Doch auch Aktionärsvereine und Fondsgesellschaften zeigten sich unzufrieden mit der VW-Führung. Marc Liebscher von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger monierte, dass Aktionärsvertreter seit Jahren Fragen zu guter Unternehmensführung und weiteren Problemen gestellt, aber kaum Antworten bekommen hätten. Es scheine ihm so, "dass wir uns nicht wundern müssen, dass diese Formen des Protests nun hier geäußert werden", sagte Liebscher. Janne Werning von der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, Union Investment, forderte eine unabhängige Untersuchung zur Situation in Xinjiang - und erntete Applaus.

Für Aktionärsvertreter ist insbesondere die Doppelfunktion von Blume als VW-Konzern- und Porsche-Chef ein Grund zur Sorge. Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz räumte zwar ein, dass die Führung der Sportwagentochter Porsche für einen Autofan eine gewisse Faszination darstelle. "Aber beide zusammen, das geht nicht", kritisierte er. "Die Aktionäre wollen einen Vorstandsvorsitzenden, der sich voll und ganz auf eine Aufgabe konzentrieren kann", sagte Hendrik Schmidt von der Deutsche-Bank-Fondstochter. "Wir wünschen uns, dass bald Vernunft in Wolfsburg einkehren wird und Sie das Porsche-Mandat niederlegen", rief Ingo Speich von der Sparkassenfondstochter Deka Invest Blume zu.

Vor den rund 700 anwesenden Aktionärinnen und Aktionären sagte Blume, VW und Porsche hätten weitgehend gleichlaufende Interessen, von daher seien Interessenkonflikte nicht zu erwarten - und diese seien auch bisher in seiner Amtszeit nicht aufgetreten. Für den Fall der Fälle seien Vorkehrungen getroffen, um Interessenkonflikte auszuschließen.

Foto: Shutterstock

Die Mehrheitsverhältnisse bei Volkswagen sind klar verteilt. Die Holding der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, die Porsche SE, hält mit 53 Prozent den größten Stimmrechtsanteil vor dem Land Niedersachsen mit 20 Prozent und dem Staatsfonds aus Katar mit 17 Prozent. Die Vorzugsaktionäre - und damit der überwiegende Teil der Kleinanleger - haben dagegen kein Stimmrecht.

Deutsche Bank Research hat die Volkswagen-Vorzugsaktien bereits im Vorfeld der Hauptversammlung auf "Buy" mit einem Kursziel von 190 Euro belassen. Der Autokonzern scheine in ein starkes zweites Quartal einzufahren, schrieb Analyst Tim Rokossa in einer Studie.

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Was die Modellpolitik angeht, so ist in den nächsten Monaten von der VW-Führung mehr Tempo und mehr Mut erforderlich.

Die Modelle ID.4, ID.4 und ID.5 sind nett, aber im Wettbewerb mit Tesla oder BYD zu brav und zu wenig innovativ. VW verleiert im wichtigsten Markt der Welt im E-Mobility-Segment Marktanteile.

Auch der erst kürzlich vorgestellte ID.7 ist kein Gamechanger für VW. Zusätzlich sollten sich Anleger aufgrund der immer wieder aufkommenden Probleme der Software-Sparte Cariad Sorgen machen.

Die Aktie wird heute Ex-Dividende gehandelt. VW schüttet 8,76 Euro - rund 7,3 Prozent Dividende - an seine Aktionäre aus, was den heutigen Kursabschlag darstellt. Aus charttechnischer Sicht bietet die Zone zwischen 115,00 Euro und 120,00 Euro Support für die Aktie.




(Mit Material von dpa-AFX).

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