Volkswagen hat seine endgültigen Zahlen für 2023 vorgelegt. Damit lag der Konzern im Rahmen der Erwartungen. Schwach entwickelte sich das Geschäft im wichtigsten Automarkt der Welt China.
Der Umsatz des VW-Konzerns ist um 15,5 Prozent auf 322,3 Milliarden Euro geklettert. Das operative Ergebnis stieg hingegen unter anderem wegen Kosten für die Rohstoffabsicherung nur um gut zwei Prozent auf 22,6 Milliarden Euro. Der Konzern hatte auch bereits einen Vorschlag für eine auf 9,06 Euro je Vorzugsaktie erhöhte Dividende gemacht.
Die von Bloomberg befragten Analysten rechneten im Vorfeld im Schnitt mit einem Umsatzplus von rund 13 Prozent auf 315,7 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis wurde bei 21,8 Milliarden Euro erwartet, bei einer Marge von rund sieben Prozent.
Mit den Zahlen für 2023 lag VW demnach im Rahmen der Erwartungen. Der Ausblick jedoch fiel weniger optimistisch aus.Und auch das Geschäft in China macht Schwierigkeiten.
Die Gruppe mit den Kernmarken VW, Skoda, Seat und VW Nutzfahrzeuge (VWN) steigerte ihre Umsatzrendite von 3,6 Prozent auf 5,3 Prozent, was vor allem dem Umsatzanstieg zu verdanken sei, hieß es. Das Geschäft mit den Massenmarken ist nicht so profitabel, wie es Konzernchef Oliver Blume gern hätte, daher läuft in dem Bereich ein milliardenschweres Sparprogramm mit Stellenabbau. Bei der Markengruppe um Audi hingegen hätte sich hingegen 2023 nur ohne Kosten für die Rohstoffabsicherung eine bessere Marge ergeben. Die Softwaresparte Cariad vergrößerte ihren operativen Verlust auf 2,4 Milliarden Euro. Die Finanzdienstleistungen schnitten schwächer ab als in den Rekordjahren zuvor.
"Mit Cariad muss man eingestehen, dass Software nicht die Domäne der Autobauer. Von daher macht es Sinn, das Software Thema den Tech-Giants zu überlassen. Ein VW-eigenes OS ist ein zu großer Anspruch."
„Mit Cariad muss man eingestehen, dass Software nicht die Domäne der Autobauer. Von daher macht es Sinn, das Software Thema den Tech-Giants zu überlassen. Ein VW-eigenes OS ist ein zu großer Anspruch“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
Konzernchef Oliver Blume stellte den Konzern und die Anleger auf ein Übergangsjahr ein. "Die Aufräumarbeiten sind abgeschlossen", sagte er laut Mitteilung. Die wesentlichen Weichen für den Umbau des Konzerns seien gestellt. "Darauf können wir 2024 aufbauen und haben eine solide Basis für einen beschleunigten Hochlauf ab 2025."
Der Konzern sieht in diesem Jahr einen hohen Bedarf für Investitionsausgaben. Die Wolfsburger wollen 13,5 bis 14,5 Prozent des Umsatzes in Entwicklung, Produkte und Anlagen stecken. Konzernchef Oliver Blume kalkuliert für 2024 mit einem Zuwachs bei den Erlösen um bis zu 5 Prozent wachsen. Die operative Umsatzrendite - also der Anteil der Erlöse, der als Gewinn im Tagesgeschäft übrig bleibt - soll mit 7,0 bis 7,5 Prozent nach Möglichkeit über dem Vorjahreswert von 7,0 Prozent liegen.
Bereits vor den Zahlen hatte Jefferies-Analyst Philippe Houchois sein Kursziel auf 150 Euro festgelegt. Die Wolfsburger blieben eine Turnaround-Story mit geringem Mittelabfluss, schrieb Houchois in einer Studie.
Weitaus optimistischer äußerte sich Deutsche Bank-Analyst Tim Rokossa. Die Wolfsburger seien zu optimistischen Erwartungen zum Opfer gefallen, schrieb Rokossa in einem Nachklapp zu den Zahlen. Die Anlagestory bleibe aber intakt. Sein Kursziel lautet 180 Euro.
VW muss Marktanteilsverluste in China stoppen
Die größte Baustelle für VW ist und bleibt China. Das operative Ergebnis in China ging von 3,28 Milliarden Euro auf 2,62 Milliarden Euro zurück.
VW kommt mit seinen ID-Modellen bei den Konsumenten nicht an. Die Stromer sind nett, aber zu brav, das Infotainment am Kunden vorbei entwickelt. Ganz anders die chinesischen Newcomer wie BYD, Li Auto, Nio, Xpeng und zuletzt Xiaomi mit seinem SU7. Sie begeistern mit stylischen Produkten, Software vom feinsten und Infotainments das auf den Kunden zugeschnitten ist. Das Problem soll durch einen Deal mit Xpeng gelöst werden. DER AKTIONÄR sieht diesen Lösungsansatz skeptisch.
Doppelfunktion von Oliver Blume - ein Problem!
Problem ist und bleibt die Doppelfunktion von Oliver Blume.
„Nach meiner Einschätzung war es ein Fehler von Blume an der Doppelfunktion Porsche CEO und VW CEO festzuhalten. Es könnte durchaus sein, dass der Druck größer wird, die beiden Funktionen zu trennen. Blume braucht 100% seiner Zeit für den Konzern, für Cariad, für die Marken VW, Audi, aber auch Cupra und Skoda“, sagt Dudenhöffer.
"Nach meiner Einschätzung war es ein Fehler von Blume an der Doppelfunktion Porsche CEO und VW CEO festzuhalten."
Die Zahlen für 2023 waren grundsätzlich in Ordnung. Das reicht allerdings nicht, um der Aktie große Kursfantasie einzuräumen. Der Ausblick zeigt die Schwierigkeiten auf, mit welchen VW derzeit zu kämpfen hat. Die Software-Sparte Cariad macht nach wie vor hohe Verluste.
In China verliert der Konzern immer mehr Marktanteile. Die ID-Modelle sind nett, aber zu wenig innovativ. Ein Game-Changer in nicht in Sicht.
Darüber hinaus wird der Billigstromer ID.2 erst 2026 kommen, während Tesla, Stellantis und mittlerweile auch Renault das Marktsegment längst besetzt haben.
Auf der anderen Seite ist die Erwartungshaltung gegenüber dem VW-Konzern nach wie vor sehr niedrig. Anleger sorgen sich um China und die Batteriesparte PowerCo. Das lässt Raum für positive Überraschungen in der Zukunft. Wer investiert ist, kann die Position halten.