Die Zahlen von Volkswagen kamen am Markt nicht gut an. Allen voran die schwache Marge trübt die Stimmung. Die Aktie verliert weiter an Boden. Das operative Ergebnis von Volkswagen fiel im zweiten Quartal um 2,4 Prozent auf 5,46 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem größeren Rückgang gerechnet. Der Umsatz stieg trotz geringerer Verkäufe im zweiten Quartal auch dank des guten Abschneidens der Finanzdienstleistungen um 4,1 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro.
Neben den Rückgängen im Tagesgeschäft bei den wichtigen Gewinnbringern Porsche und Audi kamen den Konzern die Kosten für den Stellenabbau bei der Kernmarke VW-Pkw teuer zu stehen. Dafür hat VW wie bereits bekannt 0,9 Milliarden Euro zurückgestellt. Die Sonderaufwendungen von rund 1,7 Milliarden Euro für das mögliche Aus des Audi-Werks in Brüssel folgen voraussichtlich erst im laufenden dritten Quartal - wegen diesen hatten die Wolfsburger Anfang Juli ihre Ergebnisprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Diesen Ausblick bestätigte das Management um Chef Oliver Blume jetzt.
Analyst George Galliers von Goldman Sachs hob in einer ersten Reaktion die niedrige Profitabilität im Geschäft mit den Massenmarken des Konzerns wie VW, Seat und Skoda hervor. Hier liege die operative Marge mit 3,7 Prozent unter der Konsensschätzung von 4,9 Prozent. Gut abgeschnitten hätten dagegen die Premiummarken Audi und Porsche.
Eine andere Position vertritt Philippe Houchois von Jefferies. Die Qualität der Zahlen sei besser als gedacht, schrieb der Auto-Analyst am Donnerstag im Anschluss an den Quartalsbericht. Sein Kursziel für die VW-Aktie beträgt 150 Euro.
Das China-Problem
Die Zahlen können das größte Problemfeld von Volkswagen nur kurzfristig ausblenden. VW verliert im wichtigsten Absatzmarkt der Welt China immer mehr Marktanteile. Vor allem im wichtigen E-Mobility-Segment kann Volkswagen mit seinen ID-Modellen nicht punkten. Zu wenig innovativ, keine konkurrenzfähige Software inklusive Infotainment. Die jahrzehntelang gehaltene Position als Marktführer in China musste VW 2023 bereits an den lokalen Herausforderer BYD abgeben, der allein mit Elektromodellen mehr Autos verkaufte als VW insgesamt. Während die Wolfsburger bei den Verbrennern weiter vorn sind, spielen sie bei den E-Autos nur eine Nebenrolle. Von den im ersten Halbjahr in China ausgelieferten 1,345 Millionen Fahrzeugen aller Konzernmarken hatten nur gut 90.000 einen E-Antrieb.
VW agiert längst nicht mehr aus einer Position der Stärke heraus. Die chinesischen Hersteller punkten bei den Konsumenten dagegen mit erstklassiger Software und einem am Kunden orientierten Infotainment. VW liefert, was das betrifft, lediglich Standard. Die Gewinne im Reich der Mitte sind seit Jahren rückläufig. Der Trend wird sich fortsetzen. Aktuell ist sicherlich viel im Kurs der VW-Aktie eingepreist. Aufgrund der schwierigen Marktsituation in China inklusive der rückläufigen Gewinne ist VW aktuell (noch) kein Kauf.
(Mit Material von dpa-AFX).
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..