Geht es nach Volkswagen-Chef Herbert Diess, so könnte der Automobil-Hersteller mit einem blauen Auge davon kommen. Ob VW seine Gewinnziele für dieses Jahr erreiche, sei erst dann wirklich abzuschätzen, wenn die Dauer des "Shutdowns" in der aktuellen Pandemie abzusehen sei, sagte Diess in einem am Dienstag veröffentlichen Podcast mit dem Journalisten Gabor Steingart.
Verschiedene Szenarien
Volkswagen arbeite in Szenarien. "Wenn man davon ausgeht, dass man die Krise ähnlich schnell behandelt wie China, dann kann man sicherlich auch mit einem blauen Auge davonkommen", sagte Diess. "Wenn man natürlich davon ausgeht, dass wir hier monatelang einen Shutdown haben, dann wird's schon schwierig."
VW bereitet sich auf den Wiederanlauf vor
In China sieht sich VW nach der Lockerung von Einschränkungen für die Wirtschaft wieder auf dem aufsteigenden Ast. "China läuft wieder stark für uns", sagte der Manager. "Wir managen dort den Hochlauf." Auch im restlichen Werksverbund bereite sich VW technisch auf den Wiederanlauf der Produktion vor. "In so einer Produktion treffen sich ja viele Menschen, die muss man separieren. Wir brauchen Schutzausrüstungen, wir müssen Prozesse umstellen, wir machen neue Schichtmodelle. All das muss vorbereitet werden."
"Staatshilfen werden nicht diskutiert"
Das Geld dürfte dem VW-Konzern nach Angaben von Diess zunächst nicht ausgehen. "Wir laufen nicht so schnell ins Trockene", sagte er. Im Vergleich stehe VW bei der Liquidität relativ robust da, weil der Konzern mehr China-Geschäft habe als viele Wettbewerber oder auch andere Industrien. Staatshilfen werden laut Diess in der derzeitigen Situation bei VW nicht diskutiert. "Wir glauben, dass wir's nicht benötigen", sagte der Manager. Am VW-Konzern ist auch das Land Niedersachsen beteiligt.
"Wir haben in China im Prinzip einen Monat verloren. Wenn man mal davon ausgeht, dass wir hier vielleicht etwas länger brauchen, die Krise zu behandeln, dann reden wir vielleicht von fünf, sechs Wochen, und dann haben wir sicherlich kein Liquiditätsproblem", sagte Diess. In Europa und Nordamerika haben die Autobauer und die meisten Zulieferer die Produktion für die kommenden Wochen stillgelegt. Volkswagen unterhält im Konzern auch in Norditalien und Spanien mehrere Werke, die besonders von der Krise betroffen sind.
Viele negativen Nachrichten eingepreist
Zugegeben, die Aussagen von VW-Chef Herbert Diess stimmen durchaus optimistisch. Ohnehin macht es derzeit wenig Sinn, mit Gewinnmultiplen zu jonglieren. Die Schätzungen für 2020, die Analysten vor Wochen getroffen haben, sind bald nur noch Makulatur. Der Markt hat viel eingepreist. Und was die Aktien von Daimler, BMW und Volkswagen angeht, so wurden diese nahezu von allen Analysten bereits abgestuft. Ein gutes Zeichen?
Positive Signale aus China
Positiv ist die Tatsache, dass sich die Lage in China allmählich wieder entspannt. Schliesslich ist China der wichtigste Absatzmarkt für VW. Der Autokonzern verkaufte zuletzt jedes vierte Auto in China.
VW ist für die Zukunft gut positioniert
Volkswagen, BMW und Daimler wurden vom Markt zum Teil so abgestraft, dass man meinen könnte, Volkswagen würde in Zukunft im Vergleich zu 2019 nur noch die Hälfte seiner Autos absetzen. Dabei ist VW für die Zukunft einer derjenigen Auto-Konzerne, die am besten für die Zukunft gerüstet sind. Herbert Diess geht das Thema Elektromobilität so konsequent an, wie nahezu kein anderer europäischer Automobil-Hersteller. Zudem wird massiv in Software investiert. Ein wichtiges Thema, schliesslich wird das Auto in Zukunft in erster Linie von der Software-Ausstattung bestimmt sein. Das erste Etappenziel für die VW-Aktie bleibt bei 125 Euro. Stoppkurs 92,50 Euro
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(Mit Material von dpa-AFX).