Das von den USA beschlossene billionenschwere Konjunkturpaket treibt vor allem die Kurse der konjunktursensiblen deutschen Autowerte nach oben. Die Titel von Volkswagen, BMW und Daimler legen nach den starken Gewinnen am Dienstag am Mittwoch weiter zu. Das US-Analysehaus Jefferies hat die Aktie von Daimler auf "Kaufen" gesetzt, wohingegen Titel von Volkswagen zurückgestuft wurden.
In den deutschen VW-Werken steht die Produktion derzeit wegen hoher Ansteckungsrisiken, unterbrochener Lieferketten sowie der in Europa und China stark zurück gegangenen Autonachfrage vorübergehend still.
Vor kurzem hat VW auch seine Produktion in Argentinien und Mexiko vorübergehend eingestellt. Am Dienstag folgte die Stilllegung der Auto-Produktion in den Werken in Russland.
Eine rückläufige Autonachfrage weltweit, Konjunktureinbruch, die Stilllegung vieler Produktionsstätten - haben die Märkte alle negativen Nachrichten bereits im Vorfeld eingepreist?
„Es ist die größte Bedrohung der weltweiten Autoindustrie seit dem zweiten Weltkrieg. Die Krise ist nicht, wie etwa 2009 auf einzelnen Hauptmärkte beschränkt, sondern es sieht so aus, als würden wir eine Kettenreaktion aller Kernmärkte haben: China - Europa - USA. Es sieht nach einem äußerst ernsten Nachfrageinbruch aus, der lange Zeit braucht, um sich wieder zu stabilisieren", sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität St. Gallen gegenüber DER AKTIONÄR.
"Im Best-Case könnten die Automobil-Hersteller mit einem blauen Auge davon kommen."
Best-Case-Szenario für die Autobauer...
Die VW-Aktie erwischte es seit Ausbruch der Corona-Krise mit einem Minus von aktuell 30 Prozent. In der Spitze verlor das Ppaier rund 45 Prozent. Es gibt dennoch Hoffnung: Im Best-case könnten die Automobil-Hersteller mit einem blauen Auge davon kommen. „Das Best-Case-Szenario würde bedeuten, dass wir Corona in drei Monaten beherrschen. Weltweit dürfte das dann vielleicht 10 Prozent Einbußen beim Absatz im Jahr 2020, also 70 Millionen statt 80 Millionen Pkw-Verkäufe bedeuten und wir könnten uns in einer 5 Jahresperiode wieder auf das 2019-Niveau heranarbeiten“, sagt Dudenhöffer.
Das Analysehaus Jefferies bleibt dennoch vorsichtig. Das Ziel für Daimler wurde auf 40 Euro festgesetzt. Die VW-Aktie dagegen sieht Analyst Philippe Houchois bei 115 Euro für fair bewertet an. Zuvor lag sein Kursziel bei 175 Euro.
Überfällige Konsolidierungswelle?
In der sich zuspitzenden Krise seien Liquiditätsrisiken bei Autobauern nicht von der Hand zu weisen, schrieb Analyst Philippe Houchois in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Die Verschuldung einiger Konzerne könne die überfällige Konsolidierung vorantreiben. Er stellt für den Automarkt ein U-förmiges Szenario für eine Erholung auf. BMW und VW sollten mit einer tragfähigen Kapitalstruktur aus der Viruskrise hervorgehen.
VW ist gut aufgestellt
Derzeit überstrahlen die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie die Zahlen der Vergangenheit. Dass VW 2019 sehr gut abgeschnitten hat, geschenkt. Dass Volkswagen-Chef Herbert Diese die Elektromobilität so beherzt und konsequent wie kein zweiter Automobil-Hersteller in Europa angeht, interessiert derzeit auch niemanden.
Sicherlich wird die Nachfrage in der Autoindustrie einen herben Einbruch erfahren. Jedoch wurden Volkswagen, BMW und Daimler vom Markt zum Teil so abgestraft, dass man meinen könnte, Volkswagen würde in Zukunft im Vergleich zu 2019 nur noch die Hälfte seiner Autos absetzen. Das erste Etappenziel für die VW-Aktie bleibt bei 125 Euro.