Für Volkswagen kommt es immer dicker. Einem Medienbericht zufolge haben die amerikanischen Umweltbehörden weitere 75.000 Autos ins Visier genommen. Bei einem Treffen am Donnerstag hätten Vertreter des Konzerns eingeräumt, dass sämtliche Diesel-Fahrzeuge der Marken VW und Audi mit 3,0-Liter-Motoren aus den Modelljahren 2009 bis 2016 mit einer verdächtigen Software ausgestattet seien, teilten die US-Umweltbehörden EPA und CARB mit. Derweil reichte Volkswagen in den USA kurz vor Ablauf eines Ultimatums erste Vorschläge zur Bewältigung des Abgasskandals ein.
Bei den von der jüngsten EPA-Mitteilung betroffenen Fahrzeugen handelt es sich der Behörde zufolge um den Volkswagen Touareg und den Porsche Cayenne sowie um verschiedene Luxusmodelle von Audi. Bereits am 2. November hatten die Umweltbehörden VW und die Konzerntöchter mit einem entsprechenden Verdacht konfrontiert. Bislang war in diesem Fall aber nur wegen etwa 10.000 Wagen der Baujahre 2014 bis 2016 ermittelt worden.
Zweite verdächtige Software
Die Software ist eine andere, als die bereits als Schummelprogramm ("Defeat Device") überführte, deren manipulativen Einsatz bei Emissionstests von etwa 480 000 Diesel-Fahrzeugen mit 2,0-Liter-Motoren VW bereits im September eingestanden hatte. Die zweite verdächtige Software wird "Auxiliary Emissions Control Device" (AECD) genannt und betrifft auch die VW-Premiummarke Porsche. VW hat bislang stets abgestritten, dass die Software, um die es bei den 3,0-Liter-Modellen geht, ein Schummelprogramm ist.
Konzentration auf das Wesentliche
Angesichts der immensen Kosten die auf den VW-Konzern zurollen, werden die Wolfsburger ihre Investitionen kürzen. VW-Chef Matthias Müller plane aber keine massiven Einschnitte: "Wir fahren in den kommenden Monaten auf Sicht." Für das kommende Jahr will VW die Sachinvestitionen auf maximal zwölf Milliarden Euro begrenzen. Das sei etwa eine Milliarde Euro weniger als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Müller sagte, VW wolle sich auf die Technologien der Zukunft konzentrieren - das sind die Elektromobilität und die Digitalisierung der Branche mit immer mehr Internet im Auto.
Unsicherheit belastet
Niemand kann derzeit sagen, wie hoch die Schadensersatzzahlungen letztendlich ausfallen werden. Volkswagen sollte aber nicht wie ursprünglich befürchtet in seiner Existenz bedroht sein. DER AKTIONÄR sieht derzeit bei Daimler oder BMW bessere Chancen. AKTIONÄR-Chefredakteur Markus Horntrich gibt hier seine Einschätzung ab.
(Mit Material mit dpa-AFX)