Das Musterverfahren der VW-Investoren wird nach fast viermonatiger Unterbrechung heute fortgesetzt. In dem Verfahren geht es um die Klagen von Anlegern, die sich nach Bekanntwerden des VW-Abgasskandals und dem darauf folgenden Kursrutsch falsch informiert fühlten.
Bei der mündlichen Verhandlung, die wegen der großen Teilnehmerzahl in der Stadthalle in Braunschweig stattfindet, geht es darum, ob das Wissen von VW-Mitarbeitern unterhalb der Vorstandsebene dem Konzern zugerechnet werden kann. In dem Verfahren soll geklärt werden, ob VW die Märkte früher über die Abgas-Affäre und die manipulierten Dieselmotoren hätte informieren müssen.
Muss VW erneut tief in die Tasche greifen?
Musterbeklagte sind Volkswagen und der VW-Hauptaktionär Porsche SE. Musterklägerin ist die Fondsgesellschaft Deka Investment. Insgesamt fordern die Kläger rund 9 Milliarden Euro Schadenersatz. "Das Ganze wird sicher noch eine ganze Weile dauern. 9 Milliarden Euro werden wohl nicht erreicht werden. Nach meiner Einschätzung wird es über 5 Milliarden Kosten - vermutlich mit Rechtsanwaltskosten eher bei 7 Milliarden Euro", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.
Der Vorsitzende Richter Christian Jäde hatte schon im vergangenen Jahr als vorläufige Einschätzung erklärt, dass VW den Kapitalmarkt zu spät informiert haben könnte. Aus VW-Sicht gab es keine konkreten Anhaltspunkte für eine Kursrelevanz, bis die US-Umweltbehörde EPA am 18. September 2015 ihre Anschuldigungen öffentlich machte. Die Ad-hoc-Mitteilung von Volkswagen, mit der der Konzern die Finanzmärkte informierte, folgte am 22. September 2015.
VW hat sich in den USA schuldig bekannt
Viele Anleger werden sich auch Fragen, warum sich die ganze Thematik in Deutschland so lange hin zieht, während VW in den USA längst zu einer saftigen Geldstrafe verdonnert wurde. "In USA hat sich VW schuldig bekannt, Umweltgesetze über Jahre gebrochen zu haben. Zusätzlich wurde das Verfahren an ein Gericht beziehungsweise Richter delegiert und der hatte sich eine sehr engen Zeitrahmen gesetzt. US-Richter sind mächtiger als deutsche Kollegen", so Dudenhöffer.
Volkswagen stellt die Weichen
Wie dem auch sei: Was das laufenden Geschäft angeht, so macht VW derzeit vieles richtig. Während BMW und Daimler bei verschiedenen Projekten wie Car-Sharing oder Autonomes Fahren zusammenarbeiten, forciert Volkswagen sein Engagement in puncto Elektromobilität. 70 Neue Elektroflitzer will VW-Chef Herbert Diess in den nächsten Jahren auf den Markt bringen. Zudem fordert der VW-Chef vehement die Unterstützung der Regierung. Das Beispiel China zeigt, wie ein Zusammenspiel zwischen Regierung und Herstellern funktionieren kann. China ist der Trendsetter in Sachen E-Mobility.
Die VW-Aktie hat im Zuge des schwachen Gesamtmarktes zuletzt den Rückwärtsgang eingelegt. Die nächste Unterstützungszone liegt im Bereich zwischen 137,70 Euro und 133,40 Euro. Abwarten!
(Mit Material von dpa-AFX).