Die Aktie von Wirecard konnte am Montag über zwei Prozent zulegen und damit einen Teil ihrer Verluste vom Freitag ausgleichen. Thema Nummer 1 in der Branche sind heute aber ausnahmsweise man nicht die Vorwürfe gegen den deutschen Zahlungsabwickler, sondern ein weiterer Mega-Deal in den USA. Das beflügelt auch jenseits des großen Teichs die Fantasie der Anleger.
Der US-Finanzdienstleister Fidelity National Information Services, kurz FIS, hat am Montag eine Übernahmeofferte für den britisch-amerikanischen Rivalen Worldpay abgegeben. FIS will demnach 0,9287 eigene Aktien plus elf Dollar in bar pro Worldpay-Aktie bieten. Dies entspricht einem Gebot von 112,12 Dollar pro Aktie, was einen rund 14-prozentigen Aufschlag auf den Schlusskurs vom Freitag bedeutet.
Insgesamt würde Worldpay inklusive Schulden dadurch mit rund 43 Milliarden Dollar (rund 38 Milliarden Euro) bewertet. Ohne Schulden sind es rund 35 Milliarden Dollar. Damit wäre es der bis dato größte Deal im boomenden Payment-Sektor.
Auf die Größe kommt es an
„Größe macht den Unterschied in unserer Branche, die sich rasant wandelt“, fasst FIS-Chef Gary Norcross die Mega-Übernahme in einem Statement des Unternehmens zusammen. Durch den Zusammenschluss verspricht er sich Umsatzsynergien in Höhe von 500 Millionen Dollar sowie weitere 400 Millionen Dollar Einsparpotenzial bei den Kosten.
Der Grund: Die beiden Unternehmen ergänzen sich in mehrfacher Hinsicht. FIS versorgt vor allem Banken und Vermögensverwaltungen mit seinen Zahlungsabwicklungssystemen und Software und bietet Lösungen zum Outsourcing von Finanzdienstleistungen. Worldpay ist dagegen bei Online-Bezahlsystemen (Omni-Channel) und im Acquiring stark aufgestellt und weltweit aktiv, vor allem aber in Großbritannien.
Gemeinsam hätten beide Unternehmen 2018 (pro forma) rund 12,3 Milliarden Dollar Jahresumsatz und ein bereinigte EBITDA von 4,9 Milliarden Dollar auf die Waage gebracht. Durch die Kosten- und Umsatzsynergien erhofft sich FIS durch die Übernahme bis 2021 insgesamt 700 Millionen Dollar EBITDA-Synergien sowie sechs bis neun Prozent organisches Umsatzwachstum. Innerhalb von drei Jahre wird ein Free Cash-Flow von fast 4,5 Milliarden Dollar angepeilt.
Payment-Branche im Übernahmefieber
Spannend: Der heutige Zahlungsabwickler Worldpay war selbst erst Anfang 2018 aus einer Übernahme hervorgegangen. Damals hatte der US-Konzern Vantiv den britischen Rivalen für fast elf Milliarden Dollar geschluckt. Das gemeinsame Unternehmen firmierte anschließend jedoch weiter unter dem Namen Worldpay.
Erst im Januar dieses Jahres hatte dann ein weiterer Milliarden-Deal für Aufsehen im Sektor gesorgt. Damals hatte der US-Zahlungstechnologie-Anbieter Fiserv die Übernahme des Zahlungsabwicklers First Data für 22 Milliarden Dollar (rund 19,3 Milliarden Euro) in Aktien angekündigt.
Worldpay steigt über zehn Prozent – und beflügelt den Sektor
Für die Worldpay-Aktie geht es am Montag nach Bekanntwerden der Übernahmepläne zeitweise im zweistelligen Prozentbereich nach oben. Die Übernahmeprämie ist damit bereits fast vollständig im Kurs enthalten, weshalb es wenig Sinn macht, jetzt noch auf den Zug aufzuspringen.
Das anhaltende Übernahmefieber in der Payment-Branche sorgte heute allerdings auch bei europäischen Payment-Spezialisten wie Adyen (Börsenwert: 19,8 Milliarden Euro), Ingenico (Börsenwert: 4,0 Milliarden Euro) oder Wirecard (Börsenwert: 13,2 Milliarden Euro) für gewisse Fantasie und steigende Notierungen. Bei den Summen, die mittlerweile aufgerufen werden, passen auch sie längst ins Beuteschema.