Bei China und Aktienmarkt denkt jeder Anleger sofort an Alibaba, Baidu oder auch Tencent – und natürlich an den zähen Handelsstreit zwischen der Volksrepublik mit den USA, der die Kursperformance der Aktien zum Lotteriespiel macht. Doch es gibt ein Papier, dass sich dem politischen Tauziehen entzieht und jetzt sogar vor dem Sprung auf ein Allzeithoch steht.
Rasantes Wachstum
Luckin Coffee? Nie gehört? In Chinas Millionenstädten sorgt das Start-up für Furore und zeigt dem US-Rivalen Starbucks, was eine Harke ist. Binnen eines Jahres kletterte die Zahl der Luckin-Coffee-Shops von 1 auf 2.000! Luckins Erfolgsrezept: Coole Locations in den Hotspots der Metropolen und ein auf maximale Bequemlichkeit (für den Kunden) ausgerichtetes Geschäftsmodell.
An der Qualität des Kaffees liegt es indes nicht, dass vor allem junge Städter in die Läden strömen – der hat vielmehr den Ruf einer "dünnen, lauwarmen Plörre". Branchenanalysten kommen zu dem Schluss, dass die Zielgruppe die Qualität ihrer Beqeumlichkeit unterordnet und nichts ist bequemer und so nebenbei erledigt, wie der Einkauf bei Luckin Coffee: rein, auswählen, per Smartphone bezahlen, raus.
Ob das Phänomen "Luckin Coffee" anhält, oder sich als Hype entpuppt, der so schnell abebbt wie er entanden ist, weiß niemand. An der Börse spielen die Anleger jedoch das Hier und Jetzt und treiben den Kurs der Kette kräftig an.
Luckin Coffee wurde Mitte Mai an der Wall Street zu 17 Dollar je Aktie platziert, schoss am ersten Tag bis auf rund 26 Dollar, nur um sich in den Folgetagen auf 13 Dollar zu halbieren. Seither ist die Aktie jedoch kontinuierlich in die Höhe geklettert und schloss am Freitag bei 24,92 Dollar (+8%) knapp unterhalb des Hochs.
Auf dem aktuellen Niveau wird Luckin Coffee mit 5,9 Milliarden Dollar bewertet bei erwarteten Erlösen in diesem Jahr von 752 Millionen Dollar. Das Wachstumstempo hat natürlich seinen Preis, insofern verwundert der erwartete Verlust in Millionenhöhe nicht wirklich.
Luckin Coffee gilt in China als wachstumsstarkes Phänomen mit tollen Wachstumsaussichten. Schließlich beträgt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch der Chinesen beim Kaffee ganze zwei während Italiener beispielsweise 700 Tassen im Jahr konsumieren. DER AKTIONÄR bewertet die Aktie als sehr spekualtiv. Gelingt allerdings der Ausbruch über das alte Hoch, könnte Luckin schnell zum "Hot Shit" unter den Anlegern werden – trotz seiner lauwarmen Plörre.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Luckin Coffee.