In der deutschen Nebenwerte-Szene dominieren bei den Aktien der Biokraftstoffproduzenten Verbio und CropEnergies seit Monaten die roten Vorzeichen. Die Unsicherheit, welche politischen Rahmenbedingungen auf EU-Ebene nach 2020 geschaffen werden sowie die Billigimporte von Biokraftstoffen unter anderem aus Argentinien haben Anleger massiv aus den Aktien getrieben. Wie stark die Firmen unter dem Preisdruck leiden, zeigte der letzte Einblick in die Bücher von Verbio und CropEnergies.
Prognose gekappt
Verbio hat nach einem schwachen dritten Quartal des gebrochenen Geschäftsjahres 2017/2018 die Prognose (EBITDA von 50 Millionen Euro) zusammengestrichen. Der Biokraftstoffhersteller plant nun ein EBITDA von 40 Millionen Euro zu erzielen. Unter dem Strich steht sogar ein kleiner Verlust im dritten Quartal zu Buche.
Quelle: Verbio
CropEnergies: Verhaltener Ausblick
Die Südzucker-Tochter CropEnergies hat das Geschäftsjahr 2017/2018 (bis Ende Februar) zwar erwartungsgemäß mit einem Umsatzplus von zehn Prozent auf 882 Millionen Euro abgeschlossen und ein EBITDA von 111 Millionen Euro erzielt. Doch für das angelaufene Fiskaljahr rechnet CropEnergies lediglich mit einem EBITDA von 70 bis 110 Millionen Euro, bei einem angepeiltem Umsatz von 840 bis 900 Millionen Euro.
In der Pressemitteilung von CropEnergies lässt eine Passage jedoch aufhorchen: "In Brüssel haben Anfang 2018 die Trilog-Vehandlungen begonnen, in welchen EU-Parlament, -Kommission und -Rat über die Ausgestaltung der Fortsetzung der "Erneuerbare-Energien-Richtlinie" für die Dekade nach 2020 beraten. Es zeichnen sich bereits Änderungen ab, die zur Stärkung des Klimaschutzes im Transportsektor durch erneuerbare Kraftstoffe beitragen sollen. Mit einem Abschluss der Trilog-Beratungen könnte die langjährige Unsicherheit für die Biokraftstoffbranche beendet und der Industrie die nötige Planungsgrundlage bis 2030 geboten werden."
Häufig wird vergessen, dass Biokraftstoffe einen erheblichen Anteil zum Klimaschutz beitragen und auch in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle hin zu einer nachhaltigen, sauberen Mobilitätswende spielen. Mit welchen Problemen auch die Elektromobilität als vermeintlich saubere Antriebsform nach wie vor zu kämpfen hat, wird dagegen gern unter den Tisch gekehrt. Attraktive Rahmenbedingungen für Biokraftstoffhersteller ab 2020 würden Unternehmen wie CropEnergies und Verbio eine langfristige Planungsgrundlage bieten. Aufgrund der bestehenden Unsicherheiten hatte Verbio bereits angekündigt, nach Nordamerika und Indien zu expandieren.
...und die Billigimporte?
Neben der politischen Unsicherheit haben Billigimporte von Biodiesel und Co für massiven Preisdruck in Europa gesorgt, was sich am Quartalverlust von Verbio ablesen lässt. Doch allmählich scheint die Europäische Kommission aufzuwachen. Wie topagrar ONLINE berichtet, erwägt das Gremium auch rückwirkend Strafzölle für argentinische Biodiesel-Importe zu erheben, um die Importmengen zu beschränken. Dieser Schritt wäre enorm wichtig für Verbio.
Eine mögliche Lösung für Biokraftstoffe nach 2020 auf EU-Ebene und die Strafzoll-Thematik haben der Verbio-Aktie zuletzt kräftig Auftrieb verliehen - trotz der reduzierten Prognose.
Auch die Papiere der Südzucker-Tochter CropEnergies reagierten zuletzt auf das Licht am Ende des Tunnels und haben den seit September bestehenden Abwärtstrend geknackt. DER AKTIONÄR hat beide Werte aktuell auf der Beobachtungsliste.