Das klingt nach Rettung: Varta hat vor wenigen Tagen beim Amtsgericht Stuttgart ein StaRUG-Verfahren eingeleitet, um eine mögliche Insolvenz abzuwenden. Die Aktie brach daraufhin ein, erholte sich jedoch in den letzten Tagen rapide. Für investierte und nicht investierte Anleger ergeben sich daraus verschiedene Handlungsoptionen.
Varta-Aktien zählen zu den großen Gewinnern dieser Woche. Am Montag ging die Aktie mit einem Plus von über 40 Prozent in den Feierabend. Auch am Dienstag setzt sich die Erholung zunächst fort. Im frühen Handel werden die Anteilsscheine oberhalb von fünf Euro gehandelt, um damit gut ein Fünftel höher als noch am Vortag. Gibt es etwa Neuigkeiten, die Anlegern Hoffnung auf eine nachhaltige Trendwende machen?
StaRUG-Verfahren angestrebt
Wer bei Varta investiert, kennt das geplante Rettungsverfahren des Unternehmens. Varta informiert darüber offen auf seiner Website (hier). Für alle, die mit dem Vorgang noch nicht vertraut sind, einige Zeilen zum StaRUG.
Das ist das StaRUG
Varta strebt ein Verfahren nach dem sogenannten StaRUG an. Das Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen trat in Deutschland am 1. Januar 2021 in Kraft. Dieses Gesetz bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre finanziellen Verbindlichkeiten schnell und gezielt zu restrukturieren, ohne ein Insolvenzverfahren einleiten zu müssen.
StaRUG ermöglicht es Firmen in finanziellen Schwierigkeiten frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Zahlungsfähigkeit zu sichern.
Statt aufwendiger Insolvenzverfahren können Unternehmen nun direkt handeln. Sie verhandeln mit Gläubigern und entwickeln gemeinsam Lösungen. So bleibt der Betrieb stabil und Arbeitsplätze werden gesichert.
Das Gesetz schafft einen klaren Rahmen für die Restrukturierung. Unternehmen erhalten die nötige Unterstützung, um ihre Finanzen zu ordnen und wieder auf Kurs zu kommen.
Mit StaRUG können Firmen ihre Zukunft aktiv gestalten. Sie nutzen die neuen Möglichkeiten, um sich zu stabilisieren und langfristig erfolgreich zu bleiben.
Gut für die Firma, gut für die Aktionäre?
Wer die Kursentwicklung der vergangenen Tage verfolgt, könnte annehmen, die Rettung nahe - auch und insbesondere für die Aktionäre der Varta AG. Doch weit gefehlt. "Durch die Kapitalherabsetzung auf null würde es zu einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre aus der Gesellschaft und zu einem Erlöschen der Börsennotierung der Aktien der Varta AG kommen", heißt es seitens des Unternehmens unumwunden in aller Offenheit. Heißt im Klartext: Wer Varta-Aktien besitzt, besitzt bei erfolgreichem Verlauf des StaRUG-Verfahrens wertlose Anteilsscheine.
Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. ruft zur Abstimmung auf
Die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. warnt Anleger nun davor, dass Aktionäre bei einer Zustimmung zum Restrukturierungsplan einen Totalverlust erleiden würden. Sie ruft die Aktionäre daher dazu auf, bereits im Vorfeld ihre Interessen zu bündeln und gegen den vorgelegten Restrukturierungsplan zu stimmen.
Michael Tojner bleibt außen vor
Die Varta AG steht vor einer dramatischen Wende. Während viele Aktionäre den Totalverlust ihres Investments fürchten, bleibt ein Mann von den negativen Maßnahmen verschont: der Österreicher Michael Tojner. Über seine Firma Montana Tech Components hält er mehr als die Hälfte der Varta-Aktien. Er darf an der geplanten Barkapitalerhöhung teilnehmen.
Für die Kleinaktionäre sieht die Lage düster aus. Sie verlieren ihr Investment endgültig und sind von der Kapitalerhöhung ausgeschlossen. Tojner hingegen erhält die Chance, von einer möglichen Wertsteigerung des Konzerns zu profitieren und seine Verluste auszugleichen.
Diese ungleiche Behandlung sorgt für Unmut unter den Kleinaktionären. Sie fühlen sich benachteiligt und fragen sich, warum nur Tojner diese Möglichkeit erhält. Die Atmosphäre ist angespannt, die Emotionen kochen hoch. Viele Aktionäre sind enttäuscht und wütend.
Die Situation bei der Varta AG zeigt, wie unterschiedlich die Auswirkungen von Unternehmensentscheidungen auf verschiedene Aktionärsgruppen sein können. Während die einen alles verlieren, bietet sich anderen eine neue Chance.
Kleinanleger wie Spekulanten sind klug beraten die aktuelle Erholungsbewegung - das Papier steht bei 5,40 Euro - zum Verkauf ihrer Varta-Aktien zu nutzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die SdK mit ihrer Aufforderung gegen die Sanierungspläne zu stimmen Erfolg hat und so eine Enteignung der bisherigen Aktionäre verhindert wird, ist aufgrund der Aktionärsstruktur gering. Wer heute nicht bei Varta investiert ist, sollte es dabei belassen. Die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlustes ist sehr hoch, wohingegen die Möglichkeit einer Rettung nicht nur des Konzerns, sondern auch des Kapitals der heutigen Anteilseigner als sehr gering einzuschätzen ist.
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