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USU Software: „Wir gehen von neuen Rekordergebnissen für 2019 aus“

USU Software: „Wir gehen von neuen Rekordergebnissen für 2019 aus“
Foto: Börsenmedien AG
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11.12.2018 ‧ Markus Horntrich

USU Software hat nach einem starken dritten Quartal die Prognose für das Gesamtjahr bekräftigt: „Unser Forecast für das Abschlussquartal ist so hoch, dass wir ein neues Rekord-Abschlussquartal erzielen können“, ist USU-Vorstandssprecher Bernhard Oberschmidt im Gespräch mit dem AKTIONÄR überzeugt. Neben dem Wandel hin zum SaaS-Geschäft, der höhere Margen verspricht, baut USU auf drei Wachstumstreiber: Innovationen, Internationalisierung und Akquisitionen.

Unabhängig vom Konjunkturverlauf ist Oberschmidt optimistisch für 2019. Auch in den kommenden Jahren will USU Software zweistellig wachsen und hat dabei das EBIT-Ziel von 20 Millionen Euro bis 2021 im Visier. Als Akquisitionsobjekt sieht er die Gesellschaft auch nach dem jüngsten Kursrückgang nicht, „obwohl wir aktuell von der Bewertung und dem Potenzial her sehr attraktiv sind“.

DER AKTIONÄR: Herr Oberschmidt, nach einem ergebnisseitig schwächeren ersten Halbjahr hat die USU Software AG im dritten Quartal 2018 mit einem starken Umsatz- und Gewinnwachstum überzeugt. Was waren die wesentlichen Wachstums- und Ergebnistreiber?  

Bernhard Oberschmidt: Im dritten Quartal waren vor allem das starke Software-as-a-Service- und das Beratungsgeschäft die Wachstumstreiber von USU. Unsere Kunden wählen zunehmend SaaS-Verträge im Gegensatz zu Einmallizenzen, was den Anteil des SaaS-Umsatzes im Vergleich zu den Lizenzen erhöht.

Sie sprechen das Software-as-a-Service-Geschäft (SaaS) an: Sind Sie überrascht, wie schnell sich die Kundenpräferenzen vom On-Premise-Geschäft, dem klassischen Software-Lizenzkauf, hin zum SaaS-Geschäft verschoben haben? Welche Konsequenz hat diese Entwicklung für die USU?

Die Dynamik hat uns schon ein wenig überrascht, obgleich wir in den kommenden 3 bis 5 Jahren eine Zunahme des SaaS-Anteils bei Neukundenabschlüssen von aktuell etwa 30 Prozent auf 70 bis 80 Prozent rechnen. Das Gute daran ist, dass das SaaS-Geschäft uns mittel- und langfristig höhere Margen bringt und eine höhere Kontinuität im Vergleich zum Einmal-Lizenzgeschäft aufweist.
Der Nachteil ist aber, dass wir jetzt in Zeiten des Wandels eine Lizenzlücke haben, die auch in den 9-Monatszahlen ersichtlich ist. Die Vorteile überwiegen aber mittel- bis langfristig ganz klar.

Einer Ihrer wesentlichen Wachstumstreiber ist die Internationalisierung. Welche Fortschritte haben Sie dabei 2018 gemacht und was sind Ihre nächsten Ziele, die internationale Expansion betreffend?

Auf 9-Monatssicht konnten wir den Auslandsanteil gegenüber dem Vorjahr leicht steigern, was vor allem an der Neukundengewinnung in den USA und Westeuropa herrührt. Zudem haben wir unsere ersten japanischen Kunden gewinnen können. In Frankreich sind wir auf einem guten Weg hin Richtung Break-even, den wir 2019 erreichen werden, so dass sich die getätigten Investitionen in Vertrieb und Marketing auszahlen werden.

Auch in unserem wichtigsten Auslandsmarkt, den USA, haben wir durch gezielte Investitionen die Basis für nachhaltiges Wachstum gelegt, was sich gleichfalls kurz- bis mittelfristig positiv in den Geschäftszahlen niederschlagen soll.

Zweiter Wachstumstreiber sind Innovationen. Wo liegen aktuell Ihre Schwerpunkte im Bereich F&E und wie gut ist Ihre Produktpipeline gefüllt?

Wir investieren seit Jahren umfangreiche Mittel gezielt in die Neu- und Weiterentwicklung unserer Konzernprodukte und haben auch einen eigenen Forschungsbereich, der die neuen Trends wie aktuell Big Data und Künstliche Intelligenz aufgreift und unser Produktportfolio durch eigene Innovationen strategisch erweitert. Insofern ist unsere Produktpipeline gut gefüllt und kann damit auch als maßgeblicher Wachstumstreiber mit Blick auf unser Mittelfristziel fungieren.

Wie weit sind Sie mit der Neuorganisation des Bereiches unymira, der Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützt, fortgeschritten?

Die Neuorganisation haben wir erfolgreich abgeschlossen und die vier ursprünglichen Bereiche zu einem Gesamtbereich mit einem Team geformt. Es gab diverse Teamveranstaltungen und alle Mitarbeiter tragen das neue Format begeistert mit. Wir haben mit Unymira auch schon eine Reihe neuer Aufträge gewinnen können. Der Bereich unterstützt Unternehmen mit seinem Produkt- und Serviceportfolio bei der Digitalisierung, genauer gesagt bei der Einführung und Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie.

Welche Kundengruppen haben Sie mit unymira besonders im Visier?

Unsere Zielkunden sind Unternehmen, die mit ihren Kunden in Interaktion treten. Typische Beispielkunden sind die Deutsche Telekom, die Deutsche Bahn und Unitymedia. Insbesondere Unternehmen mit einer großen Zahl an Kundenanfragen profitieren maßgeblich von unseren Lösungen. So hat zum Beispiel die Deutsche Bahn im Jahr nahezu 12 Millionen Kundenanfragen zu verschiedensten Themen und muss mit ihren über 1.000 Mitarbeitern im Kundenservice durchweg qualitativ hochwertige Antworten in kurzer Zeit geben können. Dass nicht jeder Mitarbeiter zu allen Anfragen ad hoc eine qualitative Antwort geben kann, liegt auf der Hand. Und deshalb kommt hier unsere Lösung einer selbstlernenden Wissensdatenbank zum Einsatz, mit der die Antwortzeit deutlich gesenkt, die Antwortqualität zugleich gesteigert und entsprechend die Kundenzufriedenheit spürbar erhöht werden kann.

Obwohl USU nach neun Monaten noch ein rückläufiges EBIT aufweist, haben Sie die Gesamtjahresprognose, die einen Ergebnisanstieg auf mindestens 7,5 Mio. Euro auf Basis des bereinigten EBIT vorsieht, bestätigt. Was macht Sie so zuversichtlich für das vierte Quartal?

Die von uns vorgenommenen Maßnahmen, insbesondere der Ausbau von Vertriebsmannschaft und Marketingaktivitäten haben bereits im dritten Quartal erste Erfolge hervorgerufen und sich zugleich positiv in der Pipeline von Q4 niedergeschlagen. Unser Forecast für das Abschlussquartal ist so hoch, dass wir ein neues Rekord-Abschlussquartal erzielen können. Das Gute dabei ist, dass wir sowohl im Inland als auch im Ausland eine hohe Zahl von Vertragsabschlüssen erwarten, was die Anfälligkeit von bestimmten Märkten für Risiken minimiert.

Das Einzige, was wir nicht vorhersagen können, ist die Frage, wann genau die Kunden den Vertrag gegenzeichnen werden – ob noch im Dezember, was für Q4/2018 relevant wäre, oder erst Anfang 2019, was für Q1/2019 umsatzrelevant wäre, und ob sie sich für die Einmallizenz oder die SaaS-Lösung entscheiden. Und genau da liegt noch ein Restrisiko, wobei für mich der Gewinn des Kunden im Vordergrund steht und ich auch über einen SaaS-Kontrakt glücklich bin, zumal dieser für uns ja mittel- und langfristig lukrativer ist. Natürlich haben wir auch im Oktober und November einige Verträge abschließen können und erwarten dies nun auch für Dezember, so dass wir optimistisch auf das Gesamtquartal blicken.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf 2019? Der Aktienmarkt scheint derzeit eine Konjunkturabkühlung einzupreisen. Spüren Sie bereits Signale in diese Richtung im operativen Geschäft?

Auch für 2019 gehen wir von neuen Rekordergebnissen aus, wobei wir die Guidance für 2019 erst mit der Veröffentlichung der 2018er Geschäftszahlen im März kommenden Jahres veröffentlichen werden. Nach wie vor sehen wir die Ampeln auf grün und spüren auch in den Gesprächen mit unseren Kunden und Interessenten keine Anzeichen für eine deutliche Konjunkturabkühlung. Was uns selbst betrifft, so erwarten wir auch für eine Zeit der konjunkturellen Schwäche keine Krise, da wir mit unseren Lösungen Unternehmen beim Sparen unterstützen, was dann wieder wesentlich dringender benötigt werden würde, da Unternehmen in Zeiten eines konjunkturellen Abschwungs zum Sparen gezwungen sind. Sie können dies anhand der Jahre 2008 bis 2010 erkennen, in denen USU auch gewachsen ist. Wir sind also unabhängig von der Konjunktur für 2019 sehr optimistisch, dass sich USU erfolgreich weiterentwickeln wird.

Wenn man das aktuelle Margenniveau ansieht, erscheint das EBIT-Ziel von 20 Mio. Euro bis 2021 als sehr ambitioniert. Welche Annahmen liegen dieser Prognose zugrunde und welche Bereiche versprechen aus Ihrer Sicht die größten Ergebnissprünge?

Zum einen ist dies der Wandel hin zum SaaS-Geschäft, der höhere Margen verspricht und zum anderen unsere drei Wachstumstreiber: Innovationen, Internationalisierung und Akquisitionen. Dass wir dieses Margenniveau erreichen können, haben wir ja schon 2016 gezeigt. Und dank der 2017 und 2018 getätigten Investitionen, haben wir jetzt die Chance in dieses Margenniveau zurückzukehren.

Im Zeitraum 2013 bis 2017 ist USU um durchschnittlich 11 % pro Jahr gewachsen. Ist dies auch eine realistische Größe für die Zukunft oder müssen Sie mit zunehmender Größe auch Abstriche bei der Wachstumsdynamik machen?

Wenn Sie unsere Guidance für 2021 nehmen, die ein Umsatzwachstum auf 140 Millionen Euro inklusive etwa 15 Millionen Euro aus Akquisitionen vorsieht, dann können Sie berechnen, dass wir auch in den Folgejahren ein Wachstum in dieser Größenordnung erwarten. Eine rückläufige Wachstumsdynamik können wir aktuell nicht ausmachen. Ganz im Gegenteil: Mit unserem Portfolio adressieren wir zentrale Wachstumsmärkte, die laut Marktanalysten Wachstumsraten von 8 Prozent bis zu 15 Prozent aufweisen, und wir wollen und können über dem Markt wachsen.

Dritter Wachstumstreiber sind, wie Sie ja auch erwähnt hatten, Akquisitionen. USU ist bekannt dafür, bei Zukäufen besonders strenge Kriterien an Qualität und Preis zugrunde zu legen. Finden Sie im aktuellen Umfeld noch genügend Akquisitionskandidaten, die preislich zu Ihrem Anforderungsprofil passen?

Da sprechen Sie genau die größte Herausforderung an: den Preis. Es gibt durchaus geeignete Übernahmekandidaten, die vom Portfolio und auch der Unternehmenskultur her zu uns passen, was beides auch zentrale Anforderungen unsererseits für einen erfolgreichen Übernahmekandidaten sind. Leider haben jüngst erfolgte Übernahmen anderer IT-Unternehmen die Preisvorstellungen im Markt zum Teil extrem verdorben. Wir verzichten dann lieber auf eine Übernahme oder halten Ausschau nach alternativen Kandidaten. Jedes Jahr adressieren wir etwa 10 bis 15 Übernahmekandidaten, mit denen wir auch in eine engere Kommunikation gehen. Wir kaufen aber nur dann zu, wenn alles passt und unsere Aktionäre auch einen Mehrwert aus der Übernahme erzielen.

USU ist ein Wachstumswert, der überdurchschnittlich investiert, dennoch legen Sie besonderen Wert auf die Dividende und deren Kontinuität. Können Sie sich diese Spendabilität auf Dauer leisten?

In der Regel zahlen wir die Dividende ja aus dem Cashflow heraus. Und deshalb lassen wir die Dividende auch in mageren Zeiten zumindest stabil und erhöhen diese vielleicht mal ein Jahr später, als möglich. Für mich ist die Kontinuität und Verlässlichkeit besonders wichtig. Und das soll auch zukünftig so sein. Deshalb hat die Dividendenstrategie auch nachhaltig Bestand.

Die USU-Aktie hat in den letzten Monaten in einem schwachen Gesamtmarkt deutlich korrigiert. Müssen Sie befürchten, dass USU auf diesem Niveau selbst zum Akquisitionsobjekt wird? Was unternehmen Sie dagegen?

Ich sehe uns nicht als Akquisitionsobjekt, obwohl wir aktuell von der Bewertung und dem Potenzial her sehr attraktiv sind. Da aber der Gründer und heutige Aufsichtsratsvorsitzende über 50 Prozent der USU-Anteile hält, ist eine Übernahme nur mit seiner Zustimmung möglich. Und bei dem aktuellen Preisniveau bin ich mir sicher, dass er nicht verkaufen würde. Erst kürzlich hat er selbst ja auch wieder über den Markt zugekauft und damit sein Commitment zur USU-Gruppe bekundet. Wir möchten lieber selbst die USU-Gruppe erfolgreich weiterentwickeln und so unsere Stakeholder glücklich machen und zugleich den Unternehmenswert steigern.

Herr Oberschmidt, vielen Dank für das Gespräch.

Sehr gerne.

 

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