So hart wie der Absturz vergangenes Frühjahr war, so schnell erfolgte der Rebound bei vielen Bankaktien. Aufgrund der besseren Konjunkturperspektiven verlief die Rallye der Branche in den USA stärker als in Europa. Besonders hervor sticht die Aktie von Wells Fargo. Die einstige Vorzeige-Bank und eine der Lieblingsaktien von Warren Buffett geriet schon 2016 durch einen Skandal in schweres Fahrwasser, dann kam die Pandemie. Mittlerweile läuft es aber wieder rund und Aktionäre kommen auf ihre Kosten. Jetzt könnte es erst richtig losgehen.
Wells Fargo hat kürzlich die Vermögensverwaltungssparte verkauft und konzentriert sich nun immer mehr auf das Kerngeschäft der Kreditvergabe. Was für viele Anleger häufig langweilig anmutet, ist gerade jetzt im Aufschwung nach der Pandemie lukrativ. Zahlreiche Stimulus-Programme der Biden-Regierung und die wiedergekehrte Ausgabenlust der Konsumenten sollten das BIP-Wachstum im laufenden Jahr nach Schätzungen auf 6,5 Prozent hochtreiben. Davon profitieren auch Finanzinstitute, die Kredite bereitstellen. Im Fokus steht dabei wie seit Jahren nicht mehr die Zinsentwicklung.
Immer noch nicht aufgeholt
Die Inflation ist in den USA nun mehrere Monate hintereinander gestiegen, zuletzt im Mai auf 5,0 Prozent und damit etwas höher als vom Markt erwartet. Das verleitet immer mehr Offizielle der Fed und der Regierung für höhere Leitzinsen zu plädieren. Die Anleiherenditen haben diese Entwicklung bereits vorweggenommen und sind seit Jahresbeginn stark gestiegen. Wells Fargo wäre einer der größten Profiteure, wenn sich das Zinsniveau wieder über die Nulllinie bewegen würde. Der Markt spielt das Szenario schon. Allerdings notiert die Aktie noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau.
Keine Verkaufsempfehlung
Auch die Analysten sind positiv für die Aktie gestimmt. Im Schnitt beläuft sich das Kursziel der von Bloomberg gelisteten Experten auf 45,00 Dollar, was noch etwas Luft nach oben lässt vom aktuellen Niveau. Von 26 Analysten würden immer noch 14 sofort zugreifen bei der Aktie, 12 empfehlen dabeizubleiben. Verkaufen würde kein Experte. Angetan von Wells Fargo ist ausgerechnet die Konkurrentin Bank of America.
Bank of America sieht noch 29 Prozent Kurspotenzial
Die Aktie von Wells Fargo habe immer noch erhebliches Aufwärtspotenzial, da das neue Führungsteam der Bank versuche, neue Einnahmequellen zu finden und die Regulierungsbehörden zu besänftigen, so die Analysten der Bank of America. Erika Najarian stufte das Papier von „Neutral“ auf „Buy“ hoch und schrieb in einer Mitteilung an Kunden am Freitag, dass die Bank am Anfang einer „mehrjährigen Transformation“ stehe. Das Unternehmen hob sein Kursziel für die Aktie von 47,00 auf 60,00 Dollar an. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 29 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Donnerstag.
DER AKTIONÄR hat Wells Fargo zum Jahresbeginn empfohlen und hält weiter an seiner positiven Einschätzung fest. Aktuell konsolidiert die Aktie zwar, aber Anleger können einsteigen, sofern die GD50 bei 44,55 Dollar hält. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Abwärtstrend von 2018 bei 47,08 Dollar nach oben verlassen wird, was ein starkes Chartsignal auslösen würde. Investierte bleiben dabei und beachten den Stopp bei 26,00 Euro. Die Aktie ist immer noch ein Kauf.