Ein potenziell weiterer, noch besser wirkender Corona-Impfstoff lässt für die leidgeplagten TUI-Aktionäre die Sonne scheinen – dem US-Pharmakonzern Moderna sei dank. Das Papier des Reiseveranstalters notiert aktuell satt im Plus und überwindet sogar die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie (4,45 Euro). Dennoch: Die operative Lage bleibt für den Reiseveranstalter äußerst schwierig – ein (einigermaßen) normales Reisegeschäft ist nämlich weiterhin nicht in Sicht. Vielmehr steht das existenzielle Überleben ganz oben auf der Agenda.
So sind wohl Verhandlungen mit Merkel und Co über weitere Finanzhilfen am Laufen. Und nach Informationen der FAZ ist auch eine Staatsbeteiligung im Gespräch.
Der Bund sei im Fall von TUI „im Prinzip bereit, dem Konzern mit den rund 70.000 Mitarbeitern frisches Geld zur Verfügung zu stellen“. Dem Vernehmen nach gebe es aber zwischen dem SPD-geführten Finanzministerium und dem CDU-geführten Wirtschaftsressort noch Diskussionen, ob der Bund sich direkt an TUI beteiligen soll oder ob neue Kredite ausreichen. Wegen der jetzt schon hohen Verschuldung des Unternehmens gilt ein Staatseinstieg als wahrscheinlich. Auch eine Mischung aus Krediten und Eigenkapital werde diskutiert.
Der Touristik-Konzern hatte im April einen ersten Hilfskredit der KfW von 1,8 Milliarden Euro bekommen. Später wurde die Kreditlinie um 1,05 Milliarden Euro erhöht. Zudem zeichnete der Bund eine TUI-Wandelanleihe über 150 Millionen Euro, die unter bestimmten Bedingungen in bis zu neun Prozent der Aktien umgewandelt werden kann. Kredite der staatlichen KfW-Bank haben bereits mehrere Reiseunternehmen erhalten. Eine direkte staatliche Beteiligung des Bundes gibt es aber bislang nur bei der Lufthansa.
Aber auch andere Optionen werden intern diskutiert. Laut Unternehmensboss Fritz Joussen müsse alle denkbaren Alternativen ausloten. Möglich wären Teilverkäufe von Vermögenswerten wie Hotels oder Grundstücke, die ebenfalls Liquidität in die Kasse spülen könnten.
Die große Frage, wann es wieder mit normalem Reiseverkehr losgeht, kann aktuell nicht seriös beantwortet werden. Die TUI-Aktie steht deshalb auch "trotz" der aktuell positiven Impfstoff-Meldung weiterhin nicht auf der Einkaufsliste des AKTIONÄR. Wer sich "dennoch" darauf einlässt, sollte idealerweise zwei unverzichtbare Eigenschaften mitbringen: gute Nerven und langen Atem. Und: einen Stopp-Kurs im Bereich der Drei-Euro-Marke setzen.
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