Die aktuelle Kapitalerhöhung von TUI hat nicht nur die Aktie belastet. Gerade die Bezugsrechte – normalerweise nähern sich die parallel gehandelten Kurse des Papiers und der Bezugsrechte an – haben während der Bezugsfrist per Saldo gehörig an Wert verloren. Auch am heutigen letzten Tag des Handels verzeichnen die Rechte zum Erwerb neuer Aktien große Abschläge.
Neu: Der Preis der Bezugsrechte brach bis zum Handelsschluss am Mittag um mehr als die Hälfte auf 0,85 Euro ein - und weitete damit seine herbe Verluststrecke seit Beginn des Handels Ende März noch aus. Zum Vergleich: TUI hatte den Preis für die Bezugsrechte ursprünglich auf 5,55 Euro festgesetzt. Und am ersten Handelstag auf Xetra Ende März (28. März) stieg der Preis sogar von 5,55 Euro auf bis zu 6,99 Euro.
Anschließend rutschte er unter starken Schwankungen bis auf unter einen Euro ab. Am Donnerstag vor dem langen Osterwochenende schnellte ihr Preis wieder um fast 160 Prozent auf 2,87 Euro in die Höhe - am Dienstag ging es wieder um rund 35 Prozent abwärts. Börsentäglich wechselten im Xetra-Handel im Schnitt knapp sieben Millionen Bezugsrechte die Besitzer.
Neu: Die TUI-Führung versuchte die Bedenken der Anleger vergangene Woche mit der Nachricht zu zerstreuen, dass sie sich selbst an der Kapitalerhöhung beteiligt. Die Vorstandsmitglieder haben ihre Bezugsrechte demnach vollständig ausgeübt. Aufsichtsratschef Dieter Zetsche zeichne 8600 neue Aktien, und er sei mit rund 28 800 Aktien bereits der größte Aktionär aller Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat.
An der Londoner Börse, wo der weitaus größte Teil der Bezugsrechte und auch der Aktien gehandelt werden, gab der Kurs der TUI-Aktien am Mittag um ein Prozent auf 5,83 Pfund nach. Mit Beginn der Kapitalerhöhung Ende März waren die Aktien von Kursen um 14 Pfund auf unter 6 Pfund eingebrochen. Zeitweise wurden die Aktien zu nur 5,40 Pfund gehandelt.
Neu: Eine Krux bei der Kapitalbeschaffung ist der Ausschluss des langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow, dem weiterhin mehr als 30 Prozent der Aktien zugerechnet werden. An früheren Kapitalerhöhungen hatte sich der russische Oligarch maßgeblich beteiligt und damit entscheidend zur Rettung des Konzerns während der Pandemie beigetragen.
Analyst Jamie Rollo von der Investmentbank Morgan Stanley hatte am gestrigen Dienstag geraten, TUI-Aktien weiterhin zu meiden. Der Experte rechnet mit einer schwachen Aufnahme der neuen Aktien durch Investoren. Der stark gefallene Preis für die Bezugsrechte dürfte ihm in dieser Hinsicht recht geben. Die Folge sei ein großer Überhang an Aktien, was zukünftig latent auf den Aktienkurs drücke, so Rollo.
DER AKTIONÄR bleibt bei seiner Einschätzung: TUI dürfte es weiterhin, gerade mit Blick auf die an dieser Stelle oft erwähnte Verschuldung, schwer haben. Zudem sind schwarze Zahlen noch lange nicht in Sicht. Kurzum: Anleger machen besser einen Bogen um die Aktie.
(Mit Material von dpa-AFX)