Gamechanger für Dividenden-Aktie? Nach monatelanger Suche steht fest, wer der neue Chef bei Unilever wird. Der Kurs der Konsumgüterkonzern-Aktie hat zunächst nur leicht positiv auf diese Entwicklung reagiert. Auch die ersten Reaktion von Analysten-Seite fallen relativ verhalten aus. Dafür dürfte es vor allem einen Grund geben.
Hein Schumacher wird den Chefposten ab 1. Juli von Alan Jope übernehmen. Schumacher ist ein eher unbeschriebenes Blatt, hat bislang bei einem deutlich kleineren Unternehmen gearbeitet: Er ist derzeit Chef von Royal FrieslandCampina, einer Molkerei und Ernährungsfirma, und seit Oktober 2022 im Verwaltungsrat von Unilever Mitglied. Schumacher hat allerdings auch schon Erfahrung im Top-Management bei Kraft Heinz gesammelt.
Jope hatte Ende September seine Absicht gekannt gegeben, zum Jahresende 2023 seinen Posten räumen zu wollen. Insgesamt arbeitete Jope bei Unilever nach eigenen Angaben mehr als 35 Jahre lang. 2019 war er dann zum Vorstandsvorsitzenden des Konzerns aufgestiegen.
Die Reaktionen
Die Deutsche Bank hat die Einstufung für Unilever nach der Ernennung eines neuen Vorstandsvorsitzenden auf „Kaufen“ mit einem Kursziel von 4.400 Pence belassen. Die meisten Anleger hätten einen Manager aus einem großen börsennotierten Unternehmen erwartet, doch bei Hein Schumacher sei das Gegenteil der Fall, schrieb Analyst Tom Sykes. Allerdings habe Schumacher Erfahrung mit der Arbeit innerhalb des Konsumgüterkonzerns und kenne die Unternehmenskultur.
Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für ebenfalls auf „Kaufen“ belassen – Kursziel von 4.500 Pence belassen. Er kenne Hein Schumacher nicht, begrüße aber die Ernennung eines externen Kandidaten, schrieb Analyst Martin Deboo. Obwohl Schumacher von einer Genossenschaft komme, bringe er Erfahrung an führender Stelle bei großen und börsennotierten Unternehmen mit.
Die kanadische Bank RBC blieb bei „Neutral“ und einem Kursziel von 3.900. Er begrüße es, dass Hein Schumacher der Nachfolger von Alan Jope werde, auch wenn der Neue ihm nicht gut bekannt sei, schrieb Analyst James Edwardes Jones. Die Anleger dürften die Entscheidung ebenfalls gutheißen. Der Konsumgüterkonzern brauche eine kulturelle und organisatorische Umstrukturierung.
Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für Unilever auf „Verkaufen“ mit Kursziel 3.500 Pence belassen. Die Ernennung von Hein Schumacher zum künftigen Konzernchef sei womöglich nicht die von einigen Anlegern angedachte Lösung, schrieb Analyst Bruno Monteyne. Einige hätten in Gesprächen signalisiert, dass sie einen anderen Kandidaten wünschen.
Goldman Sachs bleibt bei „Neutral“ mit Kursziel von 4.400 Pence. Investoren hätten ihm gegenüber schon signalisiert, dass sie mit einer externen Lösung rechnen, schrieb Analyst John Ennis. Positiv sei der Zeitpunkt der Mitteilung noch vor dem Jahresbericht im Februar, denn damit weiche Unsicherheit von der Aktie.
Die Credit Suisse bleibt bei ihrer Kaufempfehlung für Unilever mit Kursziel 4.800 Pence. Analyst Eamonn Ferry rechnet mit einem bereinigten Umsatzwachstum des Konsumgüterkonzerns im vierten Quartal in Höhe von 8,9 Prozent und ist damit etwas optimistischer als der Gesamtmarkt. Der Hauptfokus liege derweil unter anderem auf dem Ausblick für das laufende Geschäftsjahr, den Inflations-/Preiserwartungen und den strategischen Veränderungen im Unternehmen. Auch das Niveau der Wettbewerbsfähigkeit und der Reinvestitionen dürften stark beachtet werden.
Die Reaktionen auf den neuen Unilever-Chef fallen zunächst neutral bis positiv aus. Der aktivistische Investor Nelson Peltz, der bei Unilever eingestiegen ist, hat den Vorstandswechsel begrüßt. Große Sprünge sind zwar vorerst nicht zu erwarten, die Aktie bleibt aber ein Basisinvestment für konservative Dividenden-Jäger.
(mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Unilever.