Der pakistanische Verteidigungsminister droht nach Fake-News auf Twitter mit Atombomben und der künftige amerikanische Präsident nutzt Twitter als sein offizielles Sprachrohr. An medialer Beachtung fehlt es der Social-Media-Platform im Moment nicht. Auch an der Börse sorgte Twitter mit einem 18 Prozent Kursverlust für Aufsehen. Schuld waren gleich drei schlechte Nachrichten innerhalb der letzten Wochen.
Twitter wertete einige Werbeanzeigen falsch aus und ließ dadurch seine Werbekunden zu viel bezahlen. Mit derartigen Fehlern haben andere große Tech-Firmen wie beispielsweise Facebook ebenfalls Probleme. Die Geschäftsführung reagierte unverzüglich und versprach eine Entschädigung. Der Haken: Twitter hat sich bis zu 35 Prozent verrechnet, wie hoch die Rückzahlungen sind, sagt das Unternehmen aber nicht.
Die von Twitter-Gründer Jack Dorsey angeordnete Umstrukturierung hinterlässt Spuren. Allein im vergangenen Quartal verließen drei Top-Manager die Firma. Letzter in dieser Liste ist der Technische Direktor Adam Messinger. Analysten sind sich uneins, ob dies noch Teil einer horizontalen Umstrukturierung hin zu schnelleren Entscheidungsprozessen mit Dorsey als letzte Instanz ist, oder ob es interne Gründe gibt, weshalb in einem Management-Team aus sechs Personen die Hälfte kündigt.
Der ebenfalls von Dorsey angeordnete Fokus auf Video bringt im Moment nicht die erhofften Auswirkungen. Das Einbinden von Sport-Livestreams auf Twitter begeistert weniger Nutzer als erwartet. Durchschnittlich nur 240.000 Menschen sahen sich die Spiele der National Football League auf Twitter an. Unklar ist auch, wie Twitter zusätzliche Werbeeinnahmen mit den neu gestarteten Live-Video-Tweets erzielen will.
Ein Investment in Twitter birgt Risiken. Zwar bilden die Tiefs des Jahres im Bereich von 14 Dollar eine starke Unterstützung. Es ist jedoch nicht abzusehen, ob die personelle Umstrukturierung und die Anpassung des Produktes Erfolg haben. Anleger folgen der Empfehlung aus DER AKTIONÄR 50/2016 und warten ab.