Elon Musk hat seine Vereinbarung zum Kauf von Twitter für aufgelöst erklärt. Zur Begründung verwiesen seine Anwälte auf angeblich unzureichende Angaben zur Zahl von Fake-Accounts, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung bei der US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht. Die Kursreaktionen sind unterschiedlich.
Musk hatte schon seit Wochen die Twitter-Zahlen öffentlich angezweifelt, was von Beobachtern als Versuch interpretiert wurde, zumindest den Preis zu drücken. Die Twitter-Aktie sackte nach der Mitteilung im nachbörslichen Handel um mehr als sechs Prozent ab. Indes gewann die Tesla-Aktie über zwei Prozent.
Musk versuchte bereits seit Mitte Mai, angeblich falsche Schätzungen von Twitter zur Zahl der Spam- und Fake-Accounts zum Thema zu machen. So erklärte er den Übernahmedeal (sein Angebot hatte 54,20 Dollar pro Aktie betragen) deswegen bereits für ausgesetzt.
Musks Anwälte erklärten nun, Twitter habe es seit fast zwei Monaten versäumt, Musk und seinem Beraterstab die benötigten Daten zur Verifizierung der Angaben zu Fake-Accounts zu liefern. Sie bezeichnen das als einen derart schweren Bruch der Vertragsbedingungen, dass die Kaufvereinbarung aufgelöst werden könne.
Doch so einfach dürfte Musk nicht aus dem Schneider sein - es droht ein langwieriger Rechtsstreit. Er und Twitter haben eine Strafe von einer Milliarde Dollar vereinbart, falls eine Partei vom Deal zurücktritt. Doch wenn Twitter auf Vollzug pocht, dürfte es für Musk rechtlich trotzdem schwierig werden. Das Unternehmen hatte wiederholt betont, dass es den Deal durchsetzen wolle.
Die Kursverluste von Twitter nach der Meldung zeigen, dass die Börse noch eine Resthoffnung auf ein Gelingen des Coups hatte. Kurzfristig dürfte der Aktienkurs des Social-Media-Dienstes unter Druck bleiben. Indes dürfte Tesla-Aktionären ein Stein vom Herzen fallen: Musk hätte sich in großem Stil von Tesla-Aktien trennen müssen, um den Milliardenkauf zu stemmen. Das hätte den Tesla-Kurs sehr wahrscheinlich stark belastet. Außerdem bleibt Musk nach dem Platzen des Deals mehr Zeit, sich auf die operative Strategie bei Tesla zu konzentrieren.
(Mit Material von dpa-AFX)