Die TUI-Aktie hat sich am Freitag dank der guten Marktstimmung (etwas) nach oben gehievt und ging mit einem Plus von rund zwei Prozent aus dem Handel. Am ersten Handelstag der neuen Woche scheint die Aufwärtsbewegung ins Stocken zu geraten. Derweil zeigen die Hannoveraner dem wichtigsten Branchenverband die rote Karte und wollen zukünftig ihren eigenen Weg gehen.
Konkret fühlt sich TUI vom Deutschen Reiseverband (DRV) und dessen Präsidenten Norbert Fiebig nicht ausreichend vertreten. Die aufgestaute Unzufriedenheit mündet nun in dem Austritt des Reise-Riesen aus dem Dachverband zum Jahresende.
Hintergrund: Zum einen kritisiert TUI-Boss Sebastian Ebel den Umgang der Verantwortlichen mit der FTI-Pleite – auch der Verband habe alle Zeichen, die auf eine Schieflage hingedeutet hätten, übersehen. Dabei haben gerade die Hannoveraner von der FTI-Pleite profitiert. Die Sommer-Buchungen steigen nach dem Aus des Münchener Konkurrenten um zehn Prozent, in konkreten Zahlen rechnet Deutschland-Chef Stefan Baumert mit etwa 450.000 neuen Kunden.
Zum anderen ist es TUI ein Dorn im Auge, dass die großen Portale wie Booking und Expedia im Falle von (wetterbedingten) Flug- bzw. Reiseausfällen keine Haftung übernehmen. Das gilt nur für Anbieter von Pauschalreisen. Auch der teure Insolvenzschutz betrifft die sogenannten Online-Travel-Agencies (OTA), die Einzelleistungen anbieten, nicht. Hier hätten sich die TUI-Verantwortlichen sinngemäß mehr Engagement des DRV gewünscht, um diesen aus Sicht der TUI vorhandenen Wettbewerbsnachteil – im Sinne von alle oder keiner – auszugleichen.
Und die neue EU-Richtlinie sei auch wenig hilfreich und siehe eher eine deutliche Stärkung des Verbraucherschutzes vor – laut den Branchenvertretern zum Nachteil von Pauschalreiseanbietern. Die EU will als Lehre aus der Corona-Pandemie die Rechte von Reisenden absichern.
Die TUI-Aktie kann zwar am Montag (Mittagszeit) hauchdünn um 0,1 Prozent auf 5,86 Euro zulegen. Doch die nächste große Hürde ist noch einige Prozentpunkte entfernt und lauert in Form der psychologisch und charttechnisch wichtigen 6-Euro-Marke. Wird diese genommen, dürfte das Kaufinteresse steigen. Die TUI-Aktie ist derzeit keine laufende Empfehlung des AKTIONÄR.