Der russische Oligarch und TUI-Anker-Aktionär Alexej Mordaschow hat mit seiner jüngsten obskuren Verschiebung von Anteilen auf die Jungfern-Inseln bei Touristikern und Börsianern gleichermaßen seinen Bekanntheitsgrad gesteigert. Die Frage, wer hinter der ominösen Karibik-Firma steht, wurde heute immerhin beantwortet. Der Name ist jedoch nicht das Problem für die TUI-Aktie.
Kurzer Rückblick: Mordaschow hatte noch rechtzeitig am 28. Februar, also kurz vor dem Inkrafttreten der EU-Sanktionen, sein 34-Prozent-TUI-Paket zum einen nach Russland (4,1 Prozent) und zum anderen an eine Firma namens Ondero Limited (29,9 Prozent) verkauft. Letztere ist in der Hauptstadt der Jungferninseln, Road Town, registriert. Bisher war völlig unklar, wer sich dahinter in persona verbirgt.
Nun hat TUI die Nachricht erhalten, dass Mordaschows Ehefrau Marina als kontrollierende Gesellschafterin bei Ondero benannt wurde. Ondero Limited ist wiederum mehrheitlicher Gesellschafter der auf Zypern ansässigen Unfirm Limited, die 29,9 Prozent der Aktien an der TUI AG hält. Die restlichen 4,1 Prozent hat Mordaschow an seine russische Holding Severgroup übertragen, die von ihm kontrolliert wird.
Die BaFin, die darüber auch informiert wurde, leitet nun ein Prüfverfahren ein - die Transaktion sei "schwebend unwirksam". Stimmrechte der Unifirm Limited seien zudem gesperrt, heißt es weiter in der TUI-Mitteilung.
Das eigentliche Problem: Größere Sorgen als diese Transaktionen dürften dem Reiseveranstalter nämlich aktuelle Kunden-Anfragen bereiten. So überlegen offenbar vermehrt Reisewillige, ob eine (erneute) Buchung bei TUI aufgrund der Mordaschow-Beteiligung in Betracht kommt, berichtete zuletzt die fvw und bezieht sich dabei auf Feedbacks von Reisebüros. TUI sagte heute gegenüber dem AKTIONÄR, dass man "bisher keine grundsätzlichen Änderungen im Buchungsverhalten" sehe.
Die TUI-Aktie verliert zum Wochenausklang rund zwei Prozent auf 2,78 Euro.
Die Verschiebungen der Anteile sind sicherlich weniger das Problem für den Aktienkurs. Vielmehr könnten TUI-Kunden – aufgrund der Verknüpfung mit einem Russen – dem Tourismus-Konzern bei zukünftigen Buchungen den Rücken zukehren und einen anderen Reiseveranstalter präferieren.
DER AKTIONÄR geht in seiner aktuellen Ausgabe (12/2022) nochmal genauer auf die Aktionärsstruktur bei TUI ein und gibt eine aktuelle Einschätzung zur Aktie.