Gute Nachrichten von einem Großaktionär des ums Überleben kämpfenden Reisekonzerns helfen der Thomas-Cook-Aktie heute aufwärts. Auch Konkurrent TUI kann profitieren. Wie es derzeit bei den beiden Aktien aussieht.
Der kriselnde Reisekonzern Thomas Cook treibt die Pläne für seine Rettung voran. Die faktische Übernahme durch den chinesischen Fosun-Konzern und die Banken samt 750 Millionen Pfund an frischem Geld sollen Anfang Oktober umgesetzt werden, teilte Europas zweitgrößter Reiseveranstalter mit Marken wie Neckermann Reisen und dem deutschen Ferienflieger Condor in der vergangenen Woche mit. Außerdem sollen die Anleihegläubiger jetzt zusätzlich 150 Millionen Pfund zuschießen.
Seit der Vorstellung des Sanierungsplans Mitte Juli ist geplant, dass der chinesische Mischkonzern Fosun und die beteiligten Banken Thomas Cook mit frischem Geld unterstützen. Zudem soll ein Großteil der Bankkredite und Anleihen des Konzerns in Eigenkapital umgewandelt werden. Fosun, die Banken und die Anleihegläubiger würden damit zu den wichtigsten Aktionären. Bereits im Jahr 2012 hatten Banken den Reisekonzern schon einmal vor dem drohenden Untergang gerettet.
So weit, so gut. Doch Fosun hat selbst Probleme, beziehungsweise hatte. Denn am Montag teilte die Fosun Tourism Group - der Holiday-Arm von Fosun International - mit, dass man im ersten Halbjahr 2019 den Swing in die schwarzen Zahlen geschafft hat. Der Vorsteuergewinn stieg laut Bloomberg kräftig von minus 186,1 Millionen Renminbi im Vorjahr auf plus 819,3 Millionen (116 Mio. US-Dollar). Die Aktien der Fosun Tourism Group verteuerten sich in Hongkong zeitweise um gut fünf Prozent.
Die Thomas-Cook-Aktie reagierte noch um einiges stärker. An der Börse in London stieg die Tourismus-Aktie zeitweise um mehr als 20 Prozent bis auf 9,39 Britische Pence. Im Frankfurter Handel zog der Wert sogar noch stärker an auf 0,10 Euro. Noch am 25. Juli hatte die Thomas-Cook-Aktie bei unter fünf Britischen Pence ein neues Allzeittief markiert. In der vergangenen Woche hatte das Papier bei 6 Britische Pence einen vorsichtigen Boden gebildet. Seit einem Jahr hatte die Aktie über 90 Prozent ihres Werts verloren.
Thomas Cook sitzt jedoch weiterhin auf einem Schuldenberg in Milliardenhöhe und ächzt unter der hohen Zinslast. Der jüngste Preiskampf im Reise- und Fluggeschäft droht ihm den Garaus zu machen. Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit rund um den Brexit, die die Urlaubsfreude der britischen Kundschaft dämpft. Das Sommerhalbjahr bis Ende September werde deutlich schwächer als 2018, hatte Konzernchef Peter Fankhauser Mitte Juli erklärt. Jetzt braucht der Konzern dringend Geld, um über den saisonbedingt reise- und einnahmeschwachen Winter zu kommen und in Digitalisierung und eigene Hotels zu investieren.
Dem wichtigsten Konkurrenten TUI geht es finanziell besser. In der vergangenen Woche wurden im Zuge der Neustrukturierung seines Pauschalreise-Geschäfts die Spezialanbieter Berge & Meer und Boomerang Reisen abgegeben. Der Verkauf an die Hamburger Beteiligungsgesellschaft Genui bringt TUI rund 100 Millionen Euro.
Dennoch verlor auch die TUI-Aktie seit vergangenem Sommer gut die Hälfte an Wert. Zuletzt litten die Aktien des weltgrößten Reisekonzerns überdurchschnittlich unter dem Flugverbot für Boeings Mittelstrecken-Jet 737 Max. Am Montag nun profitiert sie mit einem Plus von etwa drei Prozent auf 8,42 Euro.
Thomas Cook hat durch die Nachrichten um den chinesischen Großaktionär Fosun ein wenig Rückenwind bekommen. Doch dürften die Briten weiterhin ums finanzielle Überleben bangen. Denn weder die Auswirkungen des Handelsstreits noch des Brexit sind derzeit absehbar. Nur Hasadeure steigen bereits jetzt dort ein. Die TUI-Aktie leidet ebenfalls unter den weiterhin bestehenden Unsicherheiten, hat aber bei 8 Euro einen charttechnischen Boden gebildet. Wer bereits engagiert ist, setzt im Bereich von 7,50 Euro eine Stopp-Loss-Order.