Die Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca hatte bei TUI zu deutlich höheren Buchungszahlen geführt. Parallel hat die Regierung allerdings mehrfach an die Bevölkerung appelliert, „auf nicht notwendige Reisen zu verzichten“. Nun wollen Merkel und Co offenbar noch einen Schritt weiter gehen und eine neue Quarantänepflicht für Reiserückkehrer selbst aus Nicht-Risikogebieten wie Mallorca verankern. Die Branche stemmt sich dagegen – die TUI Aktie leidet unter der Gemengelage.
In einem offenen Brief kritisieren der Deutsche Reiseverband (DRV) und der Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), dass ein solcher Beschluss unverhältnismäßig und nicht zielführend wäre. Zudem würde das die Gesundheitsbehörden überfordern, da sie die Einhaltung der Quarantäne überwachen müssten. Und für Touristen bedeutet Quarantäne sozusagen eine zusätzliche Kraftanstrengung – mitunter zusätzliche zu nehmende Urlaubstage. Das könnte viele Menschen die Lust am Urlaub verleiden und zu einer Stornierung der gebuchten Reise führen.
Hintergrund: In einem Beschlussentwurf aus dem Kanzleramt für die Bund-Länder-Runde an diesem Montag ist von einer Quarantäne- und Testpflicht für alle Reisende aus dem Ausland die Rede - unabhängig von dortigen Inzidenzen. Der Punkt ist aber in eckigen Klammern formuliert und steht unter einem "Prüfvorbehalt".
Der angedachte Beschluss ziele offenbar darauf, unter anderem Osterreisen nach Mallorca zu verhindern, meinen der DRV und BDL. Die Inzidenz auf der Balearen-Insel liege aber derzeit bei unter 20, zusätzlich gälten dort strenge Vorschriften. "Bei der Rückreise nach Deutschland besteht insofern auch kein erhöhtes sondern ein sogar stark vermindertes Eintragungsrisiko", schreiben DRV-Präsident Norbert Fiebig und BDL-Präsident Peter Gerber.
Die Bundesregierung habe ein System errichtet, das bei stabilen Inzidenzen unter 50 keine Reisebeschränkungen vorsehe und eine Quarantäne erst bei Inzidenzen darüber. Eine weitere Verschärfung würde die Frage aufwerfen, warum dann bei Bewegungen in Deutschland bei sehr viel höheren Inzidenzen keine Quarantänepflicht verlangt werde.
Die Kritik der Verbände ist berechtigt. Angesichts der niedrigen Inzidenzwerte wie auf der Lieblingsinsel der Deutschen, Mallorca, erscheint das Vorgehen von Merkel und Co in der Tat unangemessen. Jenseits der Gerechtigkeitsfrage machen Quarantäne-Pflichten das Urlaubs-Thema allerdings deutlich unattraktiver und würden viele Menschen von einer Reise abhalten beziehungsweise zu einem Storno bewegen. Das belastet die TUI-Aktie, die aktuell unter die wichtige 50-Tage-Linie bei 4,41 Euro fällt. Investierte Anleger beachten den Stopp bei 3,60 Euro.
Mit Material von dpa-AFX.