Die TUI-Aktie kann sich nach den jüngsten Kursverlusten infolge enttäuschender Q1-Zahlen (vor allem: schwächer als erwartet ausgefallene Buchungslage) am Donnerstag im frühen Handel leicht erholen. Dabei handelt es sich wohl eher um eine technische Gegenreaktion – positive Nachrichten fehlen, stattdessen steht der deutsche Reise-Riese vor weiteren Herausforderungen.
Konkret bereitet sich der Konzern auf mögliche Warnstreiks bei TUIfly vor, insbesondere in der Kabine und am Boden. TUI-Boss Sebastian Ebel betonte auf der Hauptversammlung, dass Maßnahmen getroffen wurden, um den Reisebetrieb aufrechtzuerhalten. Die Tarifverhandlungen für rund 1.300 Beschäftigte laufen seit Dezember, wobei Verdi eine Gehaltserhöhung von 17 Prozent für das Kabinenpersonal und acht Prozent für die Bodenmitarbeiter fordert. Zudem soll eine Corona-Krisenregelung aufgehoben werden. Warnstreiks könnten laut Verdi bereits im Februar beginnen.
Eine Einigung gibt es hingegen fast mit den Piloten: Die Gespräche mit der Vereinigung Cockpit sind weit fortgeschritten, ein Kompromiss scheint in Reichweite.
Besonders problematisch bleibt die Sparte „Märkte & Airlines“, die für externe Störungen wie Streiks, Wetterkapriolen oder geopolitische Krisen besonders anfällig ist. Statt eines kleinen operativen Gewinns verzeichnete das Segment einen Verlust von 125 Millionen Euro – unter anderem belastet durch höhere Ausgaben für IT, Marketing und die Kooperation mit Ryanair (DER AKTIONÄR berichtete).
TUI setzt weiterhin darauf, eigene Hotels, Ferienclubs und Kreuzfahrtschiffe möglichst profitabel zu vermarkten. Die Kapitalrendite lag im vergangenen Geschäftsjahr in der Hotelsparte bei rund 20 Prozent, bei Kreuzfahrten sogar bei starken 26 Prozent.
Zusätzlich baut der Konzern das Geschäft mit flexiblen Bausteinreisen aus und setzt verstärkt auf Kooperationen. Bei solchen Buchungen werden bevorzugt Tickets für die eigene Airline angeboten, aber auch externe Partner wie der irische Billigflieger Ryanair spielen eine Rolle.
Dennoch: Die leichte Erholung der TUI-Aktie dürfte kaum mehr als eine Gegenbewegung nach den jüngsten Verlusten sein. Fundamentale Gründe für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung fehlen, zumal der Konzern mit weiteren Herausforderungen kämpft. Besonders die Airlinesparte (Märkte & Airline) bleibt ein Sorgenkind, belastet durch hohe Kosten, strukturelle Probleme und drohende Streiks. Zudem sieht das Chartbild alles andere als einladend aus. Kurzum: Investierte bleiben dabei, beachten aber unbedingt den Stopp-Kurs bei 6,90 Euro.
Enthält Material von dpa-AFX