Eigentlich hatten der Tourismus und die Anleger gehofft, dass Reisen – mit einer Vielzahl von Regeln und Vorgaben – wieder sukzessive möglich sind. Die Aufhebung der Reisewarnung für die so beliebten Balearen war ein konkreter positiver Öffnungs-Schritt und hat den Optimismus verstärkt. Eine aktuelle Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel dürfte sich für die Branche allerdings gerade wie ein Nackenschlag anfühlen – ein Schlag, den heute auch die TUI-Aktie zu spüren bekommt.
„Insgesamt verhehle ich nicht, dass wir eigentlich den Reisehinweis geben, dass man eben nicht reisen sollte in diesem Jahr“, sagte Kanzlerin Angela Merkel bei der Pressekonferenz nach dem Corona-Gipfel, wie Bild.de berichtet. Sie ergänzte sogar: „Und deshalb versuchen wir mit den uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln das zu erreichen, was wir können.“ Mehr ins Details ging die Bundeskanzlerin hierzu allerdings nicht.
Bis vor einigen Tagen gab es noch Hoffnung in der Branche, dass der Reiseverkehr über Ostern oder spätestens im Sommer wieder anzieht. Nun jedoch macht sich wegen wieder steigender Infektionszahlen große Ernüchterung breit. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) übte massive Kritik daran, dass die Ferieninsel Mallorca von der Liste der Risikogebiete gestrichen und eine Reisewarnung aufgehoben wurde.
Was bleibt ist die Angst, dass erste Reisende neue Infektionsherde schaffen. Bund und Länder machten bei ihren Beratungen im Rahmen des Corona-Gipfels nun eine generelle Testpflicht zur Voraussetzung für eine Rückkehr nach Deutschland, aber keine pauschale Quarantänepflicht. Wegen zuletzt gestiegener Infektionen will die Regionalregierung Mallorcas die erst vor kurzem wieder geöffneten Innenräume von Cafés, Restaurants und Kneipen erneut schließen.
Laut dem Markbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets verschiebt die derzeitige dritte Infektionswelle eine Wiederöffnung der Wirtschaft in Europa wohl bis weit in den Sommer. Weil die EU-Länder mit der Umsetzung ihrer Impf- und Teststrategien viel länger brauchten als etwa die USA oder Großbritannien, werde eine kurzfristige Rückkehr zu weltweitem Reiseverkehr erst einmal unwahrscheinlich.
Klar, Angela Merkel nimmt der Branche mit ihren Aussagen aktuell den Optimismus. Dennoch ist es noch lange keine ausgemachte Sache, dass der Wille der Bundeskanzlerin auch Realität wird. Veranstalter und Verband dürften da gewaltig opponieren. Denn: Die Tourismuswirtschaft ist und bleibt hierzulande mit rund Millionen Beschäftigten eine wichtige Wirtschaftskraft und großer Arbeitgeber. Und auch die Gerichte dürften in dieser Frage sicherlich verstärkt zum Einsatz kommen. Die Aktie, die heute deutlich verliert, findet im Bereich von vier Euro eine Unterstützung. Anleger beachten den Stopp bei 3,60 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)