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TUI: Jetzt sollen Kunden einspringen

TUI: Jetzt sollen Kunden einspringen
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27.03.2020 ‧ Pierre Kiren

Touristikkonzerne brauchen Hilfsgelder, um den Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten. Anfang der Woche hat etwa auch die TUI mit der staatlichen Förderbank KfW Gespräche für entsprechende Darlehen aufgenommen. Doch bis das Geld im Unternehmen ankommt, vergeht zu viel Zeit. TUI braucht kurzfristig Liquidität und hat dafür einen Plan.

Urlauber, die bis 31. März eine Sommerreise gebucht haben, erhalten einen Gutschein in Höhe von 100 Euro. Hierfür wird die von den Kunden geleistete Anzahlung nicht zurück erstattet. Diese beträgt in der Regel 20 Prozent des gesamten Reisebetrags.

Gesetzlich wären sie dazu verpflichtet: Wenn Reisen storniert werden, erhalten Kunden innerhalb von zwei Wochen ihre Anzahlung zurück. Das würde für den Reiseveranstalter schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen.

Aus dem letzten Quartalsbericht geht hervor, dass TUI aus „touristischen Anzahlungen“ 2,86 Milliarden Euro in der Bilanz aufweist – das ist mehr als drei Mal soviel wie der Konzern an Finanzmittelbestand auswies (869 Millionen Euro).

Zwangsgutschriften für alle?

Daher versuchen die Reiseveranstalter nun über den Deutschen Reiseverband die geltenden Stornobedingungen zu umgehen. Der Vorschlag: Statt der Erstattung sollen Konzerne auch Gutscheine an Kunden ausstellen dürfen. Somit würden die Reiseveranstalter Zeit gewinnen und die Anzahlungen der Kunden dienen als kurzfristige Kredite.

In der Politik stößt der Vorschlag nach Zwangsgutschriften auf geteilte Meinung: Alleine aus versicherungsrechtlichen Gründen ist dieser Vorschlag fragwürdig, da nur 110 Millionen Euro bei einem Ausfall gedeckt wären – doch TUI hat mindestens alleine von deutschen Kunden 800 Millionen Euro in der Kasse. Der Deutsche Reiseverband will den Staat um Bürgschaften bitten, um das Vorhaben doch noch umsetzen zu können.

TUI (WKN: TUAG00)

TUI ist auf Hilfsmittel angewiesen – ob von Staat oder Kunden. Je länger der Mittelzufluss aufgeschoben wird, desto härter trifft es den Reisekonzern. Die Aktie ist derzeit ein heißes Eisen. Ausnahmslos mutige spekulativ orientierte Anleger können auf einen Turnaround setzen. Der Stoppkurs bei 2,80 Euro sollte unbedingt beachtet werden, um größere Verluste zu vermeiden.

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