Reisewarnungen, Stornierungen und die Verunsicherung der Kunden reißen immer tiefere Löcher in die Bilanzen von Reisebüros und Veranstaltern wie TUI. Einer am Freitag veröffentlichten Auswertung von Travel Data + Analytics (TDA) zufolge sind die Umsätze für die diesjährige Sommersaison gewaltig eingebrochen. Immerhin gibt es (kleine) Lichtblicke beim weltgrößten Touristik-Konzern aus Hannover.
Konkret sind die Einnahmen zusammengerechnet um 78 Prozent zum Buchungsstand Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen, wie TDA meldet. So lag Ende August das Minus noch bei 74 Prozent. Die anstehende Wintersaison 2020/21 verzeichnete einen Umsatzrückgang um 66 Prozent. Belastet wurde das Wintergeschäft unter anderem durch Reisewarnungen für beliebte Sonnenziele wie die Kanaren oder Ägypten. Die Kanaren wurden vergangene Woche allerdings von der Risikoliste gestrichen.
Lichtblick und die große Hoffnung ist die kommende Sommersaison. Einschließlich umgebuchter Urlaube aus diesem Jahr wies Ende September die Sommersaison 2021 (Mai bis Oktober) im Vergleich zum Vorjahr ein mehr als doppelt so hohes Umsatzvolumen auf. Auch beim weltgrößten Touristik-Konzerns sieht die Buchungslage für 2021 offenbar ganz ordentlich aus. „Die Vorausbuchungen sind vielversprechend und liegen aktuell deutlich über den vergleichbaren Vorjahreswerten“, sagte jüngst TUI-Sprecherin Anja Braun.
Reisen bleibe für die Deutschen auch in Zeiten von Corona eine Herzensangelegenheit, so Braun. Spanien, Griechenland, die Türkei und Italien werden nach Einschätzung des Reiseveranstalters aus Hannover weiterhin zu den Top-Zielen zählen, Corona zum Trotz.
Im Gegensatz zur Carnival-Tochter Aida, die ihre Aktivitäten in de kommenden vier Wochen komplett einstellen, trotzen die Hannoveraner den jüngsten Corona-Beschlüssen von Merkel und Co: So hält nämlich TUI Cruises , ein Gemeinschaftsunternehmen von TUI und Royal Caribbean, an seinem Novemberprogramm fest. „Ihre Reise mit der Mein-Schiff-Flotte ist von dem 'Lockdown' nicht betroffen. Die angekündigten Maßnahmen von Bund und Ländern sorgen nicht für einen erneuten Stillstand unserer Schiffe. Denn ein Aufenthalt an Bord unserer Schiffe gilt nicht als Inlandstourismus." Die An- und Abreise sei als Durchreise, sprich Transit weiterhin gestattet, heißt es auf der Website von TUI Cruises.
Die "kleinen Lichblicke" ändern nichts an der übergeordneten Problematik: Inwieweit TUI im kommenden Jahr Reisen durchführen kann, steht derzeit völlig in den Sternen. Dafür ist die Corona-Pandemie viel zu unberechenbar. Die Aktie ist weiterhin zu meiden, auch wenn es zwischendurch immer mal wieder zu kurzfristigen Trading-Chancen kommen kann.
(Mit Material von dpa-AFX)