Dem TUI-Großaktionär und Oligarchen Alexej Mordaschow ist es offenbar gelungen, die von der EU verhängten Sanktionen auszuhebeln. Der russische Milliardär hat seine bislang über eine Holding in Zypern gehaltenen TUI-Anteile auf andere Firmen außerhalb der EU übertragen. Der Reiseveranstalter sieht indes eine weiter anziehende Nachfrage und hat das 2019er-Niveau im Blick.
Konkret hat der Russe von seiner bisher 34-prozentigen Beteiligung, die er über die Firma Unifirm im EU-Land Zypern gehalten hatte, einen Anteil von 4,1 Prozent zu seiner russischen Holding Severgroup übertragen. Seine Anteile an Unifirm wiederum, die er über zwei Tochtergesellschaften gehalten hatte, verkaufte er nun an eine Firma namens Ondero Limited auf den britischen Jungferninseln. Beides geschah demnach am 28. Februar.
30-Prozent-Marke unterschritten
Den Angaben zufolge hält Ondero Limited über Unifirm jetzt einen Anteil von 29,9 Prozent am Tourismus-Konzern und ist damit der größte TUI-Aktionär. "Wir wissen nicht, wer die Gesellschafter von Ondero sind", sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag. Damit ist offen, ob auch Mordaschow dazugehört. Die Jungferninseln gelten als Steueroase, in der viele Briefkastengesellschaften ihren Sitz haben. Aus dem Umfeld des TUI-Aufsichtsrats waren am Samstag ebenfalls noch keinen näheren Informationen zur Bedeutung der Anteilsverschiebungen zu erhalten.
Keine Übernahme-Offerte
Mit der Übertragung von weniger als 30 Prozent der Aktien des Reiseveranstalters vermied Mordaschow, dass Ondero eine Übernahmeofferte für den deutschen Reisekonzern abgeben muss. Die EU hatte am Abend des 28. Februar Sanktionen gegen mehrere russische Oligarchen in Kraft gesetzt, darunter auch Mordaschow.
2019er-NIveau realistisch
Erfreulich ist indes die hohe Urlaubsnachfrage. „Unsere Kunden haben Nachholbedarf“, sagte TUI-Deutschland-Chef Baumert der Funke-Mediengruppe in einem am Sonntag verbreiteten Interview. „Wir sind überzeugt davon, dass wir an das Niveau von 2019 herankommen.“
Die TUI-Aktie verliert am Montag im frühen Handel rund sieben Prozent auf 2,19 Euro und hat damit die Unterstützung bei 2,24 Euro gerissen. Danach drohen weitere Abgaben bis zum Dezember-Tief 2020 bei 2,08 Euro.
Klar, ist die aktuelle Buchungslage positiv zu werten. Dennoch dürfte die negative Kriegsentwicklung und die damit einhergehenden - noch nicht vollständig absehbaren - Konsequenzen stärker wiegen und weiter auf den Kurs drücken. Neben dem etwa weiter anziehenden Ölpreis ist sicherlich auch der russische Anker-Aktionär Mordaschow ein Belastungsfaktor. Kunden überlegen nämlich bereits, ob sie über TUI (erneut) buchen sollen (DER AKTIONÄR berichtete). Kurzum: Anleger bleiben bei TUI besser außen vor.
(Mit Material von dpa-AFX)