Die TUI-Aktie zieht am zweiten Handelstag der Woche weiter gen Norden. Konkret geht es am Dienstag mehr als zwei Prozent nach oben – der Urlaubstitel kratzt aktuell an der 7-Euro-Marke. Die Pleite des Konkurrenten und Nummer drei in Europa, FTI, dürfte dem Marktführer zusätzliches Geschäft bescheren.
Die Reisebranche steht aus Sicht des Tourismusexperten Torsten Kirstges trotz der Insolvenz der FTI Group insgesamt gut da. Zwar drückten Schulden und Bankkredite aus der Corona-Krise. „Aber es wird stark gereist, hochpreisige Reisen liegen im Trend, Kreuzfahrten boomen wieder“, sagte Kirstges der Deutschen Presse-Agentur. Verbliebene Veranstalter dürften von der FTI-Insolvenz profitieren, erwartet der Tourismusforscher von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven. „Die Leute werden trotz der FTI-Insolvenz reisen und der Milliardenkuchen wird unter den anderen Veranstaltern aufgeteilt." Spätestens im kommenden Jahr, dürfte man an der Gesamtzahl nichts mehr von den Turbulenzen merken.
Der Deutsche Reiseverband (DRV) sagte gegenüber dem AKTIONÄR, dass es nicht abschätzbar sei, welcher Veranstalter – angesichts 2.330 Playern in Deutschland – in welcher Form und Höhe von der Insolvenz profitiert. „Es gibt hierzulande einen gut funktionierenden Wettbewerb.“
Mit Blick auf die bestehenden Buchungen ist momentan allerdings unklar, ob sämtliche Reisen storniert werden oder zunächst nur Abreisen bis Mittwoch. Hinter den Kulissen jedenfalls wird heftig daran gearbeitet, dass ein Teil der Buchungen von einem anderen Veranstalter übernommen werden, berichtet die touristik aktuell. Ob das tatsächlich eintritt, ist allerdings fraglich. FTI war bis zuletzt mit relativ niedrigen Preisen am Markt vertreten. Das könnte für andere Veranstalter ein finanzielles Risiko darstellen. Zumal erst geprüft werden müsste, ob die Hotels bereits ihr Geld erhalten haben oder die Kundengelder sich bereits mit Blick auf die FTI-Insolvenz verflüchtigt haben. Dann müsste ein Veranstalter, der die Buchung übernimmt, das Hotel auf eigene Kosten bezahlen.
Die TUI-Aktie gewinnt am Dienstag rund 2,5 Prozent auf 6,96 Euro und hat den GD100 (aktuell: 6,71 Euro) und GD50 (6,92 Euro) überwunden - sofern es auf Schlusskurs-Basis dabei bleibt. Auch wenn es derzeit (noch) nicht genau quantifizierbar ist, in welchem Umfang TUI als Marktführer von der FTI-Pleite profitiert, dürfte es den Hannoveranern zu zusätzlichen unverhofften Einnahmen verhelfen. Kurzum: Wer investiert ist, bleibt weiter dabei und setzt auf eine Fortsetzung des jüngsten Aufwärtstrends.
(Mit Material von dpa-AfX)