Das Coronavirus hält die Welt in Schach. Die Infiziertenzahlen steigen weiterhin, wenn auch zuletzt etwas langsamer. An Urlaubsreisen denken derzeit wohl alle. Doch bis Flieger oder Kreuzfahrtschiffe wieder Reisende zu ihren Urlaubsdomizilen bringen, werden wohl noch Monate vergehen. Der Touristik-Riese TUI erhält nun einen Milliarden-Kredit vom Staat. Zur Überbrückung der Extremflaute. Die Aktie steigt.
Der Weg für ein staatliches Hilfspaket an den TUI-Konzern in der Corona-Krise ist frei. Mehrere Banken erklärten ihre Zustimmung zu einem vom Bund in Aussicht gestellten Kredit über 1,8 Milliarden Euro, teilte der weltgrößte Reiseanbieter am Mittwochmorgen mit. Das Geld kommt von der staatlichen Förderbank KfW - wegen gleichzeitiger Änderungen an einem bereits bestehenden Darlehensprogramm mussten aber noch weitere Institute ihr Einverständnis geben.
Die TUI-Aktie war voller Vorfreude und nach dem Einstieg des Saudi-Staatsfonds beim Kreuzfahrt-Konkurrenten Carnival bereits am Dienstag um fast zehn Prozent gestiegen. Am Mittwoch zog der Wert im frühen Geschäft um weitere 4,3 Prozent an.
Die TUI AG hatte nach eigenen Angaben bereits eine Zusage der Bundesregierung bekommen. Aus dem Wirtschaftsministerium hieß es, der erste großvolumige Antrag aus dem entsprechenden KfW-Sonderprogramm sei bewilligt worden. Weil mit den frischen Mitteln eine schon bestehende Kreditlinie für TUI im Wert von 1,75 Milliarden aufgestockt werden soll, waren jedoch Vertragsanpassungen und ergänzende Beratungen mit einem Bankenkonsortium notwendig.
Man wolle nun "weltweite Ausnahmesituation überbrücken", sagte der TUI-Vorstandsvorsitzende Fritz Joussen. Man bereite sich "jetzt intensiv auf die Zeit nach der Corona-Krise vor". Touristikfirmen gehören neben Airlines und dem Gastgewerbe zu den Branchen, die die Viruskrise am härtesten trifft.
Dividende verboten
Während der Laufzeit des neuen Kredits darf der Konzern keine Dividende an die Aktionäre auszahlen. Bereits im Geschäftsjahr 2019 hatte die TUI AG mit rund 70.000 Beschäftigten und knapp 19 Milliarden Euro Umsatz deutlich weniger Gewinn erzielt als im Vorjahr. Belastet vom Flugverbot für den Mittelstreckenjet Boeing 737 Max sackte das Nettoergebnis von 727,2 auf 416,2 Millionen Euro ab. TUI musste den Typ durch angemietete Ersatzmaschinen mit höherem Verbrauch ersetzen.
Viele Länder haben den Flugverkehr derzeit ausgesetzt, Urlaubsbuchungen sind eingebrochen. TUI hat - auch zur akuten Überbrückung - jetzt rund 3,1 Milliarden Euro zur Verfügung. Vor einigen Wochen hatte Joussen die Liquidität noch auf 1,4 Milliarden Euro beziffert.
Die Hannoveraner hatten Mitte März nahezu ihr gesamtes Programm aus Pauschalreisen, Flügen, Kreuzfahrten und Hotelbetrieb unterbrochen. Das Rückholprogramm für eigene Kunden und die Beteiligung an der Aktion des Auswärtigen Amtes für weitere deutsche Urlauber, die im Ausland gestrandet waren, ist inzwischen so gut wie abgeschlossen.
Keine Geschäftsprognose
Wegen der erwarteten finanziellen Belastungen traut sich TUI eine Prognose der weiteren Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr nicht mehr zu. Für zahlreiche Beschäftigte wurde Kurzarbeit ab April angezeigt - in einigen Bereichen bis in den September hinein.
Die Zahlungen der Kunden sind nach Angaben des Unternehmens derzeit ausreichend abgesichert. TUI kündigte zudem an, dass Urlauber für den Mai gebuchte Reisen gebührenfrei verschieben können. Der Anbieter folgt damit anderen Großveranstaltern wie DER Touristik und FTI. Tui Deutschland hat zunächst bis zum 30. April alle Reisen abgesagt. Eine Verlängerung der Frist erscheint angesichts der grassierenden Covid-19-Krankheit wahrscheinlich. (Mit Material von dpa-AFX)
Eine Bewertung der TUI-Aktie fällt derzeit schwer. Zu ungewiss sind die Aussichten, wann das Geschäft wieder in Schwung kommt. Mutige Anleger, die einen langfristigen Anlagehorizont haben, können hingegen angesichts der Staatsmilliarden und der aktuell günstigen Bewertung ein paar Stücke kaufen. Wichtig: Das Investment sollte unbedingt mit einem Stoppkurs abgesichert werden. DER AKTIONÄR empfiehlt hierfür aktuell die Marke von 2,90 Euro. Für konservative Anleger ist die Aktie indes ein zu heißes Eisen.
Mit welchen Aktien Sie besser durch die Corona-Krise kommen, lesen Sie in der neuen Ausgabe vom AKTIONÄR. Die können Sie jetzt bequem als E-Paper downloaden.