Das Marktumfeld für Touristikkonzerne bliebt weiterhin hart. Und die gestrige Entscheidung der EU-Kommission macht Unternehmen wie etwa der TUI das Leben alles andere als leichter. Denn deren Justizkommissar Didier Reynders hat sich nun klar gegen die von der Bundesregierung angestrebte Gutscheinlösung gestellt.
Demnach müssen nach EU-Recht Pauschalreisen sowie Flugtickets zeitnah erstattet werden. Die Bundesregierung aber will eine verpflichtende Gutscheinlösung, um Liquidität von Firmen zu sichern. Brüssel müsste einer solchen Lösung zustimmen.
Die EU-Kommission lehnt dies aber ab. In einem Schreiben von Reynders an mehrere Bundesminister heißt es, ihm sei bewusst, dass die Reisebranche dringend Unterstützung benötige: "Doch muss gleichzeitig der Verbraucherschutz gewahrt werden, zumal die Krise auch viele Verbraucherinnen und Verbraucher trifft. Des Weiteren halte ich es für wichtig, dass die Reise- und Tourismusbranche ihre Erholung auf Vertrauen aufbaut."
"Die Zwangsgutscheine werden nicht kommen, weil wir keinen nationalen Alleingang machen werden", sagte der rechtspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes Fechner, dem "Handelsblatt". Er glaube nicht mehr, das aus Brüssel noch eine Aussage zu verpflichtenden Reisegutscheinen komme. "Deswegen sind die Zwangsgutscheine vom Tisch."
Staatlicher Hilfsfonds als Lösung?
Fechner plädiert nun für eine Fonds-Lösung zur Entschädigung der Reiseunternehmen. "Eine Lösung könnte so aussehen, dass mit einem staatlich finanzierten Fonds Reisegelder zurückerstattet werden. Damit die Kosten nicht am Steuerzahler hängenbleiben, würde die Reisebranche den Fonds innerhalb einer bestimmten Frist wieder auffüllen. Das sei ein Modell, mit dem Reisebranche, Reisekunden und auch Verbraucherschützer leben könnten. Jetzt sei Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Zug, schnell einen Vorschlag dafür vorzulegen. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, erklärte bereits, die Lage spitze sich von Tag zu Tag zu. "Deshalb brauchen wir schnell eine Lösung im Sinne der ganzen Reisebranche und der betroffenen Kunden."
Für TUI ist die Entscheidung der EU-Kommission natürlich alles andere als eine gute Nachricht. Auf den Touristikriesen könnten dadurch in den kommenden Wochen und Monaten hohe Rückforderungen zukommen. Da die Unsicherheit hier weiterhin groß bleibt und sich das Chartbild zuletzt weiter eingetrübt hat, sollten Anleger aktuell nicht einsteigen.
Mit Material von dpa-AFX