Die TUI-Aktie hat seit Jahresbeginn bereits 51 Prozent an Wert verloren. Und aktuell befindet sich das Papier – nach der jüngsten kurzen Aufwärtsbewegung (DER AKTIONÄR berichtete) – wieder auf dem Weg gen Süden. Das Allzeittief bei 1,17 Euro rückt damit wieder näher, und aus Sicht von Berenberg könnte der Tourismus-Titel diese Marke reißen.
Die Privatbank hat am Donnerstag im Rahmen einer bestätigten "Verkauf"-Empfehlung das Kursziel von 180 Britische Pence (2,06 Euro) deutlich auf 100 Britische Pence (1,14 Euro) gesenkt. Demnach hätte der Titel noch weitere zehn Prozent Abwärtspotenzial, wenn man das aktuelle Kursniveau zugrunde legt.
Die Kapitalstruktur des Reiseveranstalters gebe "immer noch Anlass zu ernster Besorgnis“, so Berenberg-Analyst Stuart Gordon. Hintergrund: TUI wies zum 30. Juni ein negatives Eigenkapital von 190 Millionen Euro aus. Zum 30. Juni des Vorjahres lag dieses Wert sogar bei minus 525 Millionen Euro. Immerhin: Per 5. August verfügte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge über 3,9 Milliarden Euro an liquiden Mitteln.
Aufgrund dieser Unsicherheit sieht Analyst Stuart Gordon weitere Abwärtsrisiken, einschließlich der Gefahr einer Verwässerung, schreibt er in einer Notiz. Selbst bei einer operativen Erholung ist die Bilanz angespannt. Da die höhere Inflation bedeutet, dass die verbesserten Einnahmen nicht auf das Endergebnis übertragen werden. TUI wird wahrscheinlich eine weitere Aktienemission benötigen, so Gordon abschließend.
Die TUI-Aktie verliert am Donnerstag 1,3 Prozent und notiert bei 1,28 Euro - das Intraday-Tief lag bei 1,26 Euro.
DER AKTIONÄR teilt die Einschätzung von Berenberg. Neben den übergeordneten wirtschaftlichen (Rezessions-)Risiken schwebt über den Hannoveranern die Gefahr, dass womöglich zu weitere Kapitalmaßnahmen kommt. Seit Ausbruch der Corona-Krise hatte TUI bereits dreimal neue Aktien ausgegeben müssen (DER AKTIONÄR berichtete), um sich über Wasser zu halten. Kurzum: Trotz des optisch günstigen Kurses sind weitere Verluste und damit neue (Allzeit-)Tiefs nicht auszuschließen.