Trotz Ausgabe einer kursbelastenden Wandelanleihe und zunehmender Anzahl von Leerverkäufern scheint sich die TUI-Aktie zumindest oberhalb der wichtigen 6-Euro-Marke zu stabilisieren. Zur Wochenmitte leuchten zudem kleine Pluszeichen vor dem Papier auf. Erneut rekordverdächtige Branchen-Prognosen stützen den Reisewert. Dennoch bleibt die charttechnische Lage angespannt.
Der Deutsche Reiseverband (DRV) rechnet für die Reisewirtschaft mit Ausgaben von insgesamt 80 Milliarden Euro ein neuer historischer Höchstwert. Die aktuelle Prognose umfasst sowohl Pauschalreisen von Reiseveranstaltern als auch den individuell und selbstorganisiert zusammengestellten Urlaub.
Der erwartete neue Spitzenwert für das Touristikjahr 2023/24, das von November 2023 bis Ende Oktober 2024 reicht, entspricht einem Umsatzwachstum von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zu Jahresbeginn, bei der ersten DRV-Prognose für das Jahr, waren noch ein Plus von vier Prozent und Ausgaben in Höhe von 78 Milliarden Euro erwartet worden. „Das zeigt, die Deutschen sind nach wie vor überaus reisefreudig. Urlaub steht auf der Konsumwunschliste weiterhin ganz oben“, sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig.
Die TUI-Aktie, die zuletzt verstärkt ins Visier von Leerverkäufern geraten ist, kann am Mittwoch rund ein halbes Prozent auf 6,11 Euro zulegen, ist charttechnisch weiterhin arg angeschlagen. Eine zeitnahe Rückeroberung des GD200 (aktuell: 6,48 Euro) wäre ein erstes stärkeres Entspannungszeichen. Echte Kaufsignale gäbe es allerdings erst jenseits der 7-Euro-Marke. Nach unten wäre es wichtig, dass die besagte wichtige 6-Euro weiterhin erfolgreich verteidigt werden kann, um den Bären sukzessive den Garaus zu machen.
Auf der einen Seite hat die jüngste Platzierung einer Wandelanleihe die Anleger verschreckt und damit das Schuldenthema wieder aufs Tapet gehoben. Zur Einordnung: Die Nettoverschuldung von TUI betrug zum 31. März 2024 3,1 Milliarden Euro – immerhin 1,1 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr. Die daraus resultierende Zinsbelastung lag im ersten Halbjahr bei 248 Millionen Euro und damit etwas unter dem Vorjahreswert von 285 Millionen Euro.
Und auch die verstärkten Aktivitäten der Leerverkäufer bereiten etwas Sorge und drücken auf Kurs und Stimmung. Auf der anderen Seite dürfte 2024 ein neues touristisches Rekordjahr werden und TUI zudem als Marktführer von der FTI-Pleite gehörig profitieren. Klarheit werden wohl die Q3-Zahlen bringen, die der Reise-Riese am 14. August veröffentlichen wird. Kurzum: Investierte Anleger bleiben dabei und beachten den Stopp bei 5,50 Euro. Etwaige Neueinsteiger warten besser die Kennziffern bezeihungsweise ein echtes charttechnisches Kaufsignal ab.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Derivate auf TUI befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.