Die TUI-Aktie konnte sich zwar zuletzt etwas von ihrem Allzeittief bei 1,17 Euro entfernen, aber ein Befreiungsschlag sieht faktisch anders aus. Auch die aktuellen Aussagen vom Deutschen Reiseverband (DRV) dürften daran nichts ändern. Der Verband schätzt die Lage und Zukunftsaussichten realistisch ein.
Die Reisebranche in Deutschland sieht sich nach der Corona-Krise vor neuen Herausforderungen angesichts der hohen Inflation. "2023 wird sicher kein Selbstläufer werden", sagte der Präsident des Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig, am Mittwoch in Berlin.
Die entscheidende Frage sei, "wie viel die Leute noch im Portemonnaie haben werden." Die Konsumnachfrage dürfe nicht abreißen. Urlauber müssen sich Fiebig zufolge auch auf steigende Preise bei Veranstalterreisen einstellen. "Mittel- und langfristige kann sich die Reiseindustrie nicht von der inflationären Entwicklung abkoppeln."
Immerhin scheint man sich die Branche dank eines starken Sommers aus dem Pandemie-Tief gearbeitet zu haben. Nach Einschätzung des DRV dürfte das Umsatzniveau der Vor-Corona-Zeit 2019 in der zu Ende gehenden Sommersaison (Mai bis Oktober) annähernd erreicht werden. Die Wintersaison, die noch von Corona-Reisebeschränkungen geprägt war, verhagelt allerdings die Bilanz des gesamten Touristikjahres 2021/22. "Die deutlich angezogene Nachfrage in den vergangenen Monaten zeigt, dass die Reisewirtschaft auf Erholungskurs, aber noch längst nicht über den Berg ist", sagte Fiebig.
Eine Prognose für das Anfang November beginnende neue Touristikjahr gab Fiebig allerdings nicht ab. "Für 2023 überwiegt bei mir noch Optimismus, aber das Konsumklima muss gehalten werden." Die Gaspreisbremse sei ein gutes Signal zur Entlastung der Menschen, jetzt komme es auf die genaue Ausgestaltung an.
Es bleibt wohl schwierig für die Branche. Die Tourismus-Player werden 2023 auf viele kurzfristige Buchungen hoffen müssen – sofern die Menschen am Ende des Tages noch einen Überschuss in der Haushaltskasse haben. Angesichts der großen Ungewissheit bleibt DER AKTIONÄR bei TUI weiterhin außen vor.
(Mit Material von dpa-AFX)