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27.10.2022 Michael Schröder

Top-Verlierer Nemetschek: Bestätigter Ausblick reicht nicht – Rücksetzer als Einstiegschance nutzen?

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Nemetschek

Der Bausoftware-Spezialist Nemetschek hält nach einem ordentlichen Wachstum im dritten Quartal an seiner Jahresprognose fest. Vorstand Yves Padrines setzt weiter auf Vorsicht, denn eigentlich steht das Unternehmen nach neun Monaten besser da als fürs Gesamtjahr veranschlagt. Die Aktie fällt deutlich zurück.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz bei Nemetschek im Jahresvergleich um ein knappes Fünftel auf 203 Millionen Euro. Ohne den kräftigen Schub vom schwachen Euro wäre der Erlös um knapp zwölf Prozent gewachsen. Die Münchener bleiben bei ihrem Ziel, in diesem Jahr währungsbereinigt zwischen zwölf und 14 Prozent zulegen zu wollen. Nach neun Monaten stehen 15,2 Prozent zu Buche.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 15,7 Prozent auf rund 63 Millionen Euro. Die entsprechende Marge lag im dritten Quartal mit 31 Prozent 1,1 Prozentpunkte unter Vorjahr. Auch bei der Profitabilität liegt das Unternehmen nach den ersten neuen Monaten mit einem Wert von 33,6 Prozent über der fürs Jahr anvisierten Spanne von 32 bis 33 Prozent. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen im dritten Quartal mit 38,8 Millionen Euro 13,3 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Der Ausblick berücksichtige die aktuell zunehmende Eintrübung des Wirtschaftsumfelds, hieß es aus der Nemetschek-Firmenzentrale. Das Unternehmen stellt derzeit zudem bei der wichtigen US-Bausoftwaretochter Bluebeam auf das Abonnement-Modell um, was tendenziell die Erlöse belastet.

Der Anbieter habe erneut die Erwartungen am Markt übertroffen, so Baader-Bank-Analyst Knut Woller. Der Schwung im eigentlichen Geschäft sollte angesichts der wegen Zinssteigerungen und Konjunktursorgen unter Druck stehenden Unternehmensbewertung kurzfristig ein Aufatmen erlauben – allerdings bleibe es unsicher, wann und wie stark die wirtschaftliche Lage das Wachstum im kommenden Jahr beeinflusst.

AKTIONÄR-Leser wissen: Nemetschek ist mit seiner Software vor allem auf das Bauwesen ausgerichtet, etwa mit Konstruktions-, Architektur- und Bauplanungssoftware. Diese Angebote machen den Löwenanteil des Geschäfts aus, die Sparten Design und Build stehen für über 80 Prozent des Gesamterlöses. Darüber hinaus gibt es auch Software zur Gebäudeverwaltung. Allerdings wächst die Sparte mit Programmen für die Medien- und Unterhaltungsindustrie am schnellsten, auch im dritten Quartal um rund die Hälfte. Hier bietet Nemetschek über die Tochter Maxon 3D-Animations- und Simulationssoftware unter anderem für die Videospiel- und Filmindustrie an.

Ein Blick auf den Chart zeigt: Die Nemetschek-Aktie steht in diesem Jahr unter Druck. Ende vergangenen Jahres notierte die Aktie noch fast bei 113 Euro und war damit mehr als doppelt so teuer. Die Marktkapitalisierung ist seit dem auf 5,5 Milliarden Euro geschmolzen.

Nemetschek (WKN: 645290)

Analysten sprechen durch die Bank von „soliden Quartalszahlen“, einige Experten haben aber auch eine etwas bessere Entwicklung erwartet. Bleiben im Schlussquartal größere Enttäuschungen aus und bricht die Nachfrage aufgrund der Eintrübung des Wirtschaftsumfelds kurzfristig nicht weiter ein, könnte die mit einem KGV von 30 bewertete Aktie nach einer Stabilisierung zwischen 45 und 50 Euro wieder den Vorwärtsgang einlegen.

(Mit Material von dpa-AFX)

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