Überraschungen kommen an der Börse häufig ganz schlecht an. Zumal wenn es sich um eine üppige Kapitalerhöhung handelt. Die hat am Donnerstag den Appetit der Anleger auf die Aktien von Kion gründlich verdorben. Der Staplerhersteller will gut 13 Millionen neue Aktien an den Mann bringen. Der Titel verliert rund sieben Prozent und trägt damit die rote Laterne im MDAX.
Die neuen Aktien entsprechen etwa elf Prozent des derzeitigen Aktienkapitals und sollen auch den bisherigen Eigentümern angeboten werden. Diese haben das Recht, für neun bestehende eine neue Aktie zu kaufen. Der Großaktionär Weichai Power (45 Prozent Anteil) hat sich den Angaben zufolge verpflichtet, bei der Kapitalerhöhung vollumfänglich mitzuziehen. Mit dem Erlös will Kion zunächst die Verschuldung reduzieren. Zudem möchte der Konzern eine KfW-Kreditlinie kündigen.
Die Bezugszeit für die neuen Aktien beginnt am 20. November und endet am 3. Dezember. Der Bezugspreis soll am 30. November festgelegt werden. Wie hoch genau die Kapitalerhöhung ausfällt und wie viel Geld Kion damit einstreicht, will der Konzern voraussichtlich am 4. Dezember bekanntgeben. Die neuen Aktien sollen ab dem Jahreswechsel voll gewinnberechtigt sein.UBS-Experte Weier rät Aktionären dazu, an der Börse nicht überzureagieren. Da sich Kion-Großaktionär Weichai Power an der Kapitalerhöhung beteilige, kämen faktisch deutlich weniger neue Aktien auf den Markt, als es zunächst scheine. Zudem würden die Bedenken wegen Kions hoher Verschuldung durch den Schritt beseitigt, und das Geschäft mit Lager- und Sortiersystemen und anderer Technik für die Lieferkettenlogistik berge für den Hersteller womöglich größere Wachstumschancen als bisher gedacht.
So erklärt die Kion-Führung die Ausgabe neuer Aktien nicht nur mit dem Schuldenabbau. "Die Kapitalerhöhung soll uns in die Lage versetzen, die Strategie des profitablen Wachstums auf einer noch stärkeren Basis umzusetzen", sagte Unternehmens-Boss Gordon Riske. „Wir wollen an den Perspektiven unserer Märkte nach der Covid-19-Pandemie teilhaben und unser zukünftiges Wachstum frühzeitig aktiv vorbereiten", ergänzte Finanzchefin Anke Groth.
So habe der Konzern trotz der Pandemie in den ersten neun Monaten mehr Aufträge eingesammelt als ein Jahr zuvor. Für die Zukunft baut der Vorstand weiterhin auf das Servicegeschäft, den Boom im Onlinehandel sowie das Projektgeschäft mit automatisierten Lösungen für globale Lieferketten.
Trotz der heutigen Kursverluste hat die Kion-Aktie aus Sicht des AKTIONÄR langfristig Potenzial. So dürfte das Unternehmen zum einen vom „Roboter-Trend“ profitieren. Zum anderen ist das Unternehmen gerade im Wachstumsmarkt China als Komplettanbieter hervorragend positioniert. Dort hatte man bereits vor mehr als 25 Jahren als eines der ersten Unternehmen der westlichen Welt in eigene Produktion, Entwicklung, Vertrieb und Service investiert. Fazit: Investierte Anleger bleiben dabei und beachten unbedingt den Stopp-Kurs bei 62,00 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)