Der Kursrutsch von Jenoptik setzt sich fort. Damit summiert sich das Minus in nur drei Handelstagen auf mehr als 15 Prozent. Auslöser des Kursrücksetzers war vor zwei Tagen die Gewinnwarnung des Chipausrüsters ASML. Jenoptik zählt zu den Zulieferern des niederländischen Konzerns. Die Jenoptik-Papiere notieren auf dem tiefsten Stand seit Anfang August. ASML bewegen sich auf dem tiefsten Niveau seit Ende November 2023.
Die Halbleiterindustrie ist für Jenoptik ein Schlüsselmarkt, weshalb die Aktien auf reduzierten Prognosen des Branchenschwergewichts ASML sensibel reagieren. Als Hersteller von Lithographiesystemen für Halbleiterhersteller gilt ASML als Gradmesser für die künftige Entwicklung der Branche. Jenoptik wiederum hatte erst im August die Jahresziele bestätigt und dabei auch mitgeteilt, dass der Bau einer neuen Fabrik für Halbleiterausrüstung in Dresden im kommenden Jahr abgeschlossen werden soll.
Warburg Research hat die Kaufempfehlung für Jenoptik mit einem Kursziel von 39 Euro bestätigt, nachdem der wichtigste Kunde des Hightech-Unternehmens extrem enttäuschende Auftragszahlen zum dritten Quartal vorgelegt hatte. Da ASML im kommenden Jahr aber immer noch um rund 15 Prozent wachsen dürfte, sollte Jenoptik auch weiterhin ein positives Wachstum bei Halbleiteranwendungen zeigen, wenn auch möglicherweise nicht prozentual zweistellig, so Analyst Malte Schaumann.
Deutlich pessimistischer zeigt sich seine Kollege Florian Sager von der Investmentbank Stifel. Er hat die Einschätzung von "Buy" auf "Hold" gesenkt und das Kursziel von 34 auf 26 Euro angepasst. Die negativen Aussagen des niederländischen Halbleiter-Ausrüsters ASML zum kommenden Jahr legten eine weitere Verschlechterung des Marktumfelds für Halbleiter nahe, so Sager.
Kurz vor der ASML-Nachricht hatte die Deutsche Bank Research noch die Kaufempfehlung für die Jenoptik-Aktie mit einem Kursziel von 45 Euro bestätigt. Er habe die Aktie jüngst nicht wegen der am 12. November anstehenden Zahlen hochgestuft, sondern aus strukturellen Gründen, so Analyst Michael Kuhn. Das dritte Quartal dürfte unspektakulär verlaufen sein, aber untermauern, dass der Technologiekonzern auf einem guten Weg zu seinen Jahreszielen sei.
Vorstand Stefan Traeger muss mit den Q3-Zahlen am 12. November (oder früher) für Klarheit sorgen und aufzeigen, wie sehr der Thüringer Konzern unter der ASML-Thematik leidet. Im Bereich um 24 Euro wartet eine wichtige charttechnische Unterstützung, auf der die Aktie erneut aufsetzen und drehen könnte – wenn Traeger die Investoren beruhigen kann und die eigenen Prognosen bestätigt.
(Mit Material von dpa-AFX)