Die Aktie für die Zukunft: Der Big-Data-Spezialist USU Software konnte zuletzt mit einem starken Zahlenwerk verblüffen. In der aktuellen Printausgabe 25/2016 erklärt DER AKTIONÄR, warum die Erfolgsstory noch lange nicht zu Ende ist.
Im Exklusivinterview sprach DER AKTIONÄR mit CEO Oberschmidt über die wachsende Bedeutung von Big Data, ein Plus im Lizenzgeschäft von 60 Prozent, die gut gefüllte Firmenkasse und den idealen Übernahmekandidaten.
DER AKTIONÄR: Herr Oberschmidt, Big Data und Industrie 4.0 sind für USU Software mehr als nur Mode-Schlagwörter. Inwiefern profitieren Sie schon heute von der zunehmenden Bedeutung dieser Zukunftsthemen?
Bernhard Oberschmidt: Derzeit spüren wir in allen Geschäftsbereichen des Konzerns, dass die digitale Transformation bei den meisten Unternehmen in vollem Gange ist und mittlerweile sämtliche Stufen der industriellen Wertschöpfung erfasst hat. Dabei spielt die maschinelle Verarbeitung und Auswertung von Massendaten, also Big Data, eine entscheidende Rolle. Bei unserem Kunden Heidelberger Druckmaschinen geht es beispielsweise um das frühzeitige Erkennen von Unregelmäßigkeiten anhand der Analyse von Online-Maschinendaten. Das hilft dabei, sich anbahnende Störungen zu beseitigen. Ein weiteres anschauliches Beispiel aus dem Bereich Industrial Big Data sei genannt: Wir zeigen im Rahmen eines Forschungsprojektes mit dem Partner TomTom auf, wie durch die Verarbeitung sehr großer Mengen von Geodaten und Verfahren aus der künstlichen Intelligenz neue Services entstehen können. Beispielsweise werden GPS-Daten auf Bewegungsmuster untersucht. Die Ergebnisse lassen sich u. a. für eine intelligente Parkplatzsuche nutzen.
Auf der IT Service Management Show 2016 (SITS) in London hat USU eine intelligente IT-Self-Service-Lösung zur Prozess- und Kostenoptimierung vorgestellt. Worum handelt es sich dabei genau welche Vorteile bietet diese Lösung Ihren Kunden?
Lösungen für den Service Desk bilden einen Schwerpunkt unseres Portfolios. Damit können wir praktisch alle notwendigen Prozesse unterstützen. Daher sind Fachveranstaltungen und -Messen rund um den Service Desk wie beispielsweise die SITS in London eine wichtige Plattform. Für den IT-Self-Service haben wir eine effiziente Anwendung entwickelt, mit der etwa 20 Prozent der so genannten Tickets vermieden werden. In den Service-Abteilungen mittlerer bis großer Unternehmen summieren sich diese Kostenersparnisse rasch auf sechsstellige Beträge pro Jahr. Die Software-Anschaffungskosten amortisieren sich in der Regel also innerhalb sehr kurzer Zeit. Das USU-System ist intuitiv bedienbar und bündelt sämtliche Services und Informationen für Endanwender in einem einzelnen Kanal. Damit sorgt es für eine hohe Anwenderzufriedenheit und wird entsprechend häufig genutzt.
Kommen wir auf die Geschäftszahlen zu sprechen. Umsatz +20,5 % und Ergebnis +27 %: USU Software kann auf das beste Q1 der Firmengeschichte verweisen. Was waren die größten Wachstumstreiber im Startquartal?
Wir hatten in den ersten drei Monaten ein gleichmäßig starkes nationales wie internationales Produktgeschäft über das komplette Portfolio der Gruppe. Das war sicherlich der Schlüsselfaktor für ein sehr erfolgreiches erstes Quartal. Dazu kam ein gestiegener Wartungsumsatz aufgrund der Lizenzerlöse in 2015. Insgesamt konnten wir das margenstarke Softwarelizenzgeschäft überproportional um über 60 Prozent steigern.
Der Auftragsbestand der USU-Gruppe lag Ende März 2016 mit 43,0 Mio. Euro rund 30 Prozent über dem Vorjahreswert. Vor diesem Hintergrund erscheint die Gesamtjahresprognose, die einen Umsatz in der Größenordnung von 71 bis 75 Mio. Euro erwarten lässt, reichlich konservativ. Ist dem so?
Ich würde sagen, dass unsere Guidance realistisch ist, zumal der Auftragsbestand fixe Aufträge auf Sicht von 12 Monaten enthält. Insofern haben wir aber durchaus eine solide Basis für unsere Planung. Wir gehen davon aus, dass wir im Laufe des zweiten Halbjahres die Prognose verfeinern können, aktuell ist es dafür noch zu früh. Aber natürlich ist das eine gute Indikation für 2016. Und ich erwarte, dass es auch über das laufende Geschäftsjahr hinaus positiv weitergehen wird, was ja auch für unsere Mittelfristplanung relevant ist
Sie sprechen die Mittelfristplanung an: Im 2017er-Umsatzziel von 100 Mio. Euro sind Übernahmen in der Größenordnung von 15 Mio. Euro berücksichtigt. Wie weit sind Ihre Akquisitionsbemühungen schon fortgeschritten? Haben Sie dabei eher einen Technologiezukauf im Blick oder steht die internationale Expansion im Vordergrund?
Der Fokus jeder Akquisition liegt in der strategischen Erweiterung der USU-Gruppe. Ein idealer Übernahmekandidat von USU verfügt über innovative Softwareprodukte oder Kompetenzen, die unser bestehendes Konzernportfolio ergänzen, eine breite Kundenbasis, ein erfahrenes Management und eine zur USU passende Unternehmenskultur. Wir haben hierzu eine detaillierte Portfoliomatrix entwickelt und beobachten den Markt sehr genau. Das Umfeld ist aktuell schwierig, da die Preiserwartungen etwaiger Verkäufer sehr hoch sind. Allerdings werden wir uns nur auf Konditionen einlassen, die in unser Geschäftsmodell passen. Aktuell ist es zu früh, Details zu nennen. Wir können uns jedoch sowohl eine Verstärkung im Portfolio als auch die Verbesserung einer spezifischen – auch internationalen – Marktsituation vorstellen.
Welche Finanzierungsoptionen prüfen Sie für das angepeilte akquisitorische Wachstum? Werden Sie Ihre aktionärsfreundliche Dividendenpolitik auch bei größeren Zukäufen aufrechterhalten können?
Wir hatten ja zum Ende von Q1/2016 umfangreiche Mittel von über 26 Millionen Euro, die wir primär für Akquisitionen nutzen möchten, und weisen zugleich einen positiven Cash Flow aus dem operativen Geschäft heraus auf. Dies erlaubt es uns, auch größere Akquisitionen durchzuführen. Bei sehr großen Transaktionen können wir darüber hinaus die Möglichkeiten des Kapitalmarktes oder eine kurzfristige Finanzierung nutzen. Allerdings hat auch die Dividendenkontinuität und -verlässlichkeit für mich eine sehr hohe Priorität.
Für die bereinigte EBIT-Marge haben Sie eine Zielgröße von 15 % für 2017 ausgegeben. Wären Sie damit margentechnisch schon am „Anschlag“ oder wäre mittelfristig sogar noch mehr drin?
Die Margen-Zielgröße von 15 % auf Basis des Bereinigten EBIT ist ganz sicher nicht das Ende der Fahnenstange, aber zunächst einmal ein wichtiger Meilenstein für 2017. Durch den weiteren Ausbau des Produktgeschäftes planen wir mittelfristig mit einem Zielkorridor von 15 bis 20 %.
Nach Vorlage der Q1-Zahlen ist die USU-Software-Aktie bis auf 21,50 Euro geklettert und hat damit ein neues Mehrjahreshoch markiert. Sehen Sie die Reaktion der Börsianer auch als Bestätigung der eigenen Arbeit?
Es freut mich natürlich, dass die Aktionäre die erfolgreiche operative Geschäftsentwicklung honorieren und die Reaktion auf die Bekanntgabe der Q1-Zahlen so positiv ausfiel. Wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir das in die Aktie gesetzte Vertrauen fundamental untermauern können.
Herr Oberschmidt, vielen Dank für das Gespräch.