Neben einer deutlich verbesserten Marge sorgt bei Datagroup ein möglicher Millionenauftrag für Kursfantasie. Der imposante Aufwärtstrend dürfte sich noch einmal beschleunigen.
Cloud-Computing ist in aller Munde. Experten sprechen von dem Zukunftsthema in der Welt der Unternehmens-IT. In der Cloud werden IT-Ressourcen über das Internet bedarfsgerecht bereitgestellt und nach dem tatsächlichen Verbrauch abgerechnet. Der Aufbau einer eigenen, teuren Hard- und Software-Infrastruktur wird überflüssig. Die Protagonisten des Cloud-Konzepts versprechen mehr Flexibilität und nahezu unbegrenzte Skalierbarkeit bei niedrigeren Kosten.
Die Nachfrage ist enorm – vor allem im Mittelstand. Der Branchenverband Bitkom geht davon aus, dass sich die Umsätze beim Cloud-Computing mit Geschäftskunden in Deutschland zwischen 2015 und 2018 von 8,8 Milliarden auf 19,8 Milliarden Euro mehr als verdoppeln.
Ein Gewinner dieses Trends ist die schwäbische Datagroup. Die Gesellschaft liefert mit ihrem Portfolio genau für diesen Bereich maßgeschneiderte Software und IT-Lösungen. Aushängeschild ist dabei die Corbox, eine modulare Komplettlösung für IT-Outsourcing. Die Kunden wählen aus zwölf kombinierbaren Corbox-Services diejenigen aus, die ihr Business optimal unterstützen, und erhalten alle IT-Outsourcing-Leistungen aus einer Hand. Vom Hotline-Service über Dienstleistungen rund um SAP bis hin zum Rechenzentrumsbetrieb ist alles dabei.
„Fast 80 Prozent der Deckungsbeiträge des Unternehmens basieren dabei auf lang laufenden Verträgen von knapp drei Jahren. Anders als beim konjunkturabhängigen Projektgeschäft sorgt das für eine hohe Kundenbindung – und eine hohe Planungssicherheit“, sagt Vorstand Max H.-H. Schaber im Hintergrundgespräch mit dem AKTIONÄR.
Durch die einzelnen Module der Corbox verkürzt sich die Zeit zwischen Angebot und Auftrag deutlich. „Das Produkt kommt am Markt extrem gut an“, so der Vorstand. Diesen Vertriebsvorteil will Schaber bei den etwa 4.000 adressierbaren Kunden nutzen. Im letzten Jahr wurden 18 neue Kunden gewonnen, die jährlich im Durchschnitt rund 750.000 Euro Umsatz bringen. In Zukunft könnten rund 20 neue Kunden pro Jahr dazukommen, mit denen dann sogar feste Umsätze in Höhe von knapp einer Million Euro pro Jahr generiert werden können. Damit wäre ein großer Anteil des Gesamtumsatzes der Gesellschaft gesichert. Außerdem will Schaber immer mehr Bestandskunden des IT-Service-Providers von den Corbox-Leistungen überzeugen und weitere Erlöse generieren.
Zudem sind Akquisitionen ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie. Die intensiven Aktivitäten im M&A-Bereich haben vorübergehend zu höherem Aufwand geführt und das operative Ergebnis gemindert. Im ersten Halbjahr 2015/16 (31. März) wurden die Umsätze um fünf Prozent auf 82,7 Millionen Euro gesteigert. „Die Umsatzentwicklung reflektiert Datagroups voranschreitende Fokussierung auf das Kerngeschäft mit IT-Dienstleistungen. Dieses wuchs um acht Prozent und wurde durch die Konsolidierung der jüngst übernommenen Tochtergesellschaft Datagroup Vega flankiert“, so Andreas Wolf von Warburg Research. „Das Ergebnis spiegelte nicht die tatsächliche Profitabilität der Gesellschaft wider, dass es von M&A-bezogenen Aufwendungen geprägt war“, führt der Analyst aus. Das EBITDA betrug 6,0 Millionen Euro (Vorjahr: 7,3 Millionen Euro), das Ergebnis je Aktie 0,17 Euro (Vorjahr: 0,33 Euro).
Das dürfte sich in Zukunft ändern. Die höhermargigen Erlöse aus dem Dienstleistungs- und Wartungsgeschäft (Anteil: 78 Prozent) steigen überproportional und kompensieren den Rückgang im Hardwarehandel. Somit ist Datagroup auf einem guten Weg, die EBITDA-Marge in den kommenden Jahren auf über zehn Prozent zu heben und die EBIT-Margen bis zum Jahr 2020 von aktuell 6,6 Prozent in Richtung zweistelliger Regionen zu trimmen. „Der Wegfall M&A-bezogener Aufwendungen wird die Profitabilität unmittelbar positiv beeinflussen. Das Gleiche gilt für die voranschreitende Integration von Datagroup Vega. Der steigende Anteil von Corbox-Umsätzen ist der dritte und langfristig anhaltende Baustein“, so Wolf.
In Sachen Übernahme verfügen die Schwaben über einen erfolgreichen Track Record – und haben ein weiteres heißes Eisen im Feuer. Datagroup befindet sich in exklusiven Gesprächen zur Übernahme der Geschäftsaktivitäten von Hewlett Packard Enterprise (HPE) im Bereich SAP und Anwendungs-Outsourcing in Deutschland. „Die Übernahme würde Datagroup einen Umsatz im dreistelligen Millionenbereich über fünf Jahre sichern“, zeigt Wolf das Potenzial auf. Gelingt der Deal, dürfte im Idealfall im Jahr 2015/16 das obere Ende der Unternehmensprognose erreicht werden. Derzeit soll der Umsatz auf 167 bis 175 Millionen Euro und das EBITDA auf 15,5 bis 20 Millionen Euro steigen. Scheitern die Verhandlungen, dürfte noch immer das untere Ende erreicht werden.
DER AKTIONÄR erwartet die Vollzugsmeldung bereits in den kommenden Wochen, hat den Deal aber in seine Schätzungen in der Grafik oben noch nicht mit eingearbeitet.
Neben den zusätzlichen Einnahmen in den kommenden Jahren hebt der Firmenlenker noch die starke Kompetenzausweitung im SAP-Bereich hervor. „Mit dem Abschluss kämen über 300 SAP-Spezialisten an Bord, was in der IT-Branche immer vorhandene Personalengpässe für eine Datagroup mindern würde“, stimmt auch der Warburg-Analyst zu.
Der Datagroup-Vorstand versteht sein Handwerk. Die Mischung zwischen organischem Wachstum und Übernahmen passt. Der nachhaltige Kundenstrom zur Corbox unter-streicht den Erfolg des Konzepts. Neben den operativen Verbesserungen würde die Übernahme der SAP-Aktivitäten von HPE zu einer Beschleunigung des Ergebniswachstums beitragen – und dem intakten Aufwärtstrend noch einmal kräftig Schwung verleihen.