Auf den Ausblick bei Nemetschek haben die Investoren gewartet – und sie wurden belohnt, zumindest mit Blick auf das kommende Jahr. Der Bausoftwareanbieter erwartet für 2023 wegen der Umstellung vom Lizenzgeschäft auf die in der Branche übliche Abomodell (SaaS-Geschäft) ein Übergangsjahr. Nach einem schwächeren Wachstum bei sinkender Profitabilität soll der Umsatz ab 2024 wieder zweistellig zulegen und auch die Marge wieder anziehen.
2023 rechnet Nemetschek, mit einem Börsenwert von rund sieben Milliarden Euro nach SAP der zweitwertvollste deutsche Softwarehersteller, lediglich mit einem währungsbereinigten Umsatzplus zwischen vier bis sechs Prozent und damit weniger als zuletzt. Im vergangenen Jahr legte der Erlös - wie bereits bekannt - um knapp 18 Prozent auf 802 Millionen Euro zu. Bereinigt um die Folgen des schwachen Euro betrug das Umsatzplus etwas mehr als zwölf Prozent.
Hintergrund: Bei dem Abomodell bezahlen Kunden für die monatliche Nutzung und müssen nicht beim Vertragsabschluss viel Geld für die Lizenzen ausgeben. Bei den Softwareunternehmen verteilen sich die Einnahmen gleichmäßiger. Am Anfang hat dies aber umsatzdämpfende Effekte. Analysten begrüßten die neue Ausrichtung. Warburg-Experte Andreas Wolf sieht das Abomodell langfristig positiv und "klar wertsteigernd".
Die EBITDA-Marge soll im laufenden Jahr auf 28 bis 30 Prozent (Vorjahr: 32 Prozent) zurückgehen. Experten hatten für das laufende Jahr bereits mit einem geringeren Wachstum bei sinkender Profitabilität gerechnet.
Aber: Nach der erfolgreichen Umstellung auf das Abomodell und das sogenannte SaaS-Geschäft (Software as a Service), bei der die Nutzer Software und Infrastruktur des Anbieters über das Internet nutzen, sieht Konzernchef Yves Padrines die Möglichkeit für ein strukturell höheres Wachstum, das signifikant über dem Marktdurchschnitt liegt.
Im kommenden Jahr peilt Padrines daher wieder ein zweistelliges Umsatzplus an. Gleichzeitig steht wieder eine EBITDA-Marge von mehr als 30 Prozent auf dem Zettel. 2025 soll die Wachstumsdynamik steigen und der Erlös mindestens im mittleren Zehnprozentbereich zulegen.
Die Aussichten kommenden bei den Investoren sehr gut an. Zeichnet sich im Jahresverlauf ab, dass die Pläne des Vorstands aufgehen, dürfte die Aktie wieder Kurse jenseits der 70-Euro-Marke ansteuern. Wegen der Sorgen über die Wachstumsaussichten, der Entwicklung der Margen und einer zunehmenden Skepsis am Markt mit Blick auf Technologieaktien war der Kurs bis auf 44 Euro im September vergangenen Jahres gefallen.
(Mit Material von dpa-AFX)