In einem schwachen Gesamtmarkt sticht die Aktie der Deutschen Bank heraus. Mit einem Plus von mehr als sechs Prozent steht der Titel mit weitem Abstand an der DAX-Spitze. Der Führungswechsel ruft auch die Analysten dazu auf, sich zu äußern. Zudem hat sich die charttechnische Situation durch den Kurssprung verbessert.
Philip Häßler von der Investmentbank Equinet hat die Einstufung für die Deutsche Bank mit Blick auf den Wechsel in der Unternehmensspitze auf "Neutral" mit einem Kursziel von 30 Euro belassen. Der Rücktritt des Führungsduos Jain/Fitschen und die Berufung von John Cryan als künftigen Vorstandschef sei eine Überraschung, so Häßler. Cryan sei nicht von den Rechtsstreitigkeiten der Bank belastet und dürfte daher für die Umsetzung der neuen Strategie Vorschusslorbeeren bekommen. Dass mit Anshu Jain aber eine Schlüsselfigur im Investmentbanking gehe, dürfte die weltweite Position der Bank in dem Bereich nicht gerade stärken.
Jernej Omahen von der US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für die Deutsche Bank nach dem Machtwechsel an der Vorstandsspitze auf "Neutral" mit einem Kursziel von 34 Euro belassen. Insgesamt rechne er damit, dass der Markt die Ankündigung zunächst zwar positiv aufnimmt, allerdings nur kurzfristig, glaubtAnalyst Omahen. Denn die zentralen Herausforderungen bei Deutschlands größter Bank seien struktureller Natur. Das grundlegende Problem sei die fehlende Basis zur Generierung höherer Renditen. Wegen der mangelnden Möglichkeiten für strategische Veränderungen bevorzugt Omahen weiter die Aktie der britischen Bank Barclays sowie die der Schweizer Banken Credit Suisse und UBS.
Daniele Brupbacher von der Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für die Deutsche Bank nach dem überraschenden Chefwechsel auf "Neutral" mit einem Kursziel von 28 Euro belassen. Der designierte neue Vorstandschef des Geldinstituts, John Cryan, verfüge über eine gute Reputation, schrieb Analyst Brupbacher. Der Markt dürfte daher positiv reagieren. Zumindest teilweise könnten die Ziele der neuen Strategie 2020 nun eingepreist werden, was bisher wegen des mangelnden Vertrauens in das bisherige Führungsduo nicht der Fall gewesen sei. An der gerade erst formulierten Strategie 2020 dürfte die Deutsche Bank festhalten und zum nächsten Quartalsbericht am 30. Juli mehr Details bringen.
Insgesamt covern 43 Analysten die Papiere des größten deutschen Geldhauses. Zwölf stufen den Titel als Kauf, 17 als Halteposition und 14 als Verkauf ein. Das durchschnittliche Kursziel beträgt 30,92 Euro.
Durch den heutigen Kurssprung wurde der Abstand zur 200-Tage-Linie wieder deutlich ausgebaut. Diese kam zuletzt gefährlich nahe. Nun liegt allerdings vor dem DAX-Titel ein Widerstand im Bereich der 30 Euro-Marke. DER AKTIONÄR rät grundsätzlich zum Kauf der im Branchenvergleich sehr günstig bewerteten Aktie, doch ein Neueinstieg sollte abgewartet werden bis der Widerstand geknackt wird.
(mit Material von dpa-AFX)