Am Wochenende wurde es offiziell gemacht. Der Traditionskonzern ThyssenKrupp wird in zwei Teile aufgespalten – das Industriegütergeschäft und das Werkstoffgeschäft. Doch auf den neuen Konzernchef Guido Kerkhoff wartet noch viel Arbeit. Unter anderem müssen noch weitere Stakeholder überzeugt, aber auch Details der Ausgestaltung geklärt werden.
Kerkhoff muss nach den Mitarbeitern in der Zentrale auch die Arbeitnehmer an den weiteren Standorten von seinem Plan überzeugen. Zudem bleibt offen, wie der berüchtigte Hedgefonds Elliott unter der Leitung von Paul Singer zur Aufspaltung steht. Im Gegensatz zu den Großaktionären Krupp-Stiftung und Cevian gab es von Elliott keinen Kommentar zu den Plänen. Zuvor hatte der Hedgefonds sich vehement dagegen ausgesprochen, Kerkhoff vom Interimschef zur Dauerlösung an der Konzernspitze zu machen.
Offen bleibt zudem die genaue Ausgestaltung der Zerschlagung. So schwanken die Schätzungen stark, wie hoch die Rückbeteiligung von ThyssenKrupp Materials an ThyssenKrupp Industrials ausfallen wird – zwischen 20 und 40 Prozent. Dies ist einerseits durch die Dividenden für die finanzielle Sicherheit der Materials-Sparte entscheidend, andererseits hängt von der Höhe des Streubesitzes ab, ob die Industrials-Sparte im DAX verbleibt. Auch die genaue Aufteilung der Pensionslasten ist noch fraglich, auch wenn der Großteil beim Werkstoffgeschäft verbleiben dürfte.
Hohe stille Reserven
Klar ist dagegen das Ziel der Zerschlagung: Die hohen stillen Reserven vor allem in der Aufzugsparte sollen gehoben werden. Aktuell steht diese mit einer Bewertung von lediglich 1,5 Milliarden Euro in der Bilanz. Rund 15 Milliarden Euro sollte die Sparte aber durchaus wert sein. Selbst wenn der tatsächliche Bilanzgewinn aufgrund der Transaktionskosten nicht so hoch ausfallen wird, ist das Potenzial gewaltig.
Für geduldige Anleger
Langfristig hat die Aktie von ThyssenKrupp eine Neubewertung verdient. In der aktuellen Ausgabe zeigt DER AKTIONÄR in einer ausführlichen Analyse per Rechnung, dass der derzeitige Börsenwert des Konzerns deutlich zu niedrig ist. Anleger benötigen aber nach wie vor viel Geduld, da die endgültige Aufteilung des Konzerns noch einiges an Zeit benötigt.