Ein Ende der schweren Krise von ThyssenKrupp ist weiter nicht in Sicht. Nach wie vor ist der Konzern auf der Suche nach einer Lösung für seine Stahlsparte. Als favorisierte Option gilt seit Monaten der Zusammenschluss mit dem Wettbewerber Salzgitter. Doch dessen Chef Heinz Jörg Fuhrmann hat den Ambitionen nun erneut eine Abfuhr erteilt.
Im Gespräch mit Reuters betonte Fuhrmann einmal mehr, dass er zwar einer Zusammenarbeit grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber stehe, wenn sie Salzgitter perspektivische Vorteile brächte. „Das sehe ich jetzt bei der Deutschen Stahl AG nicht“, schränkte Fuhrmann aber ein. „Wir sehen aktuell kein Szenario, das unsere Situation im Vergleich zur Eigenständigkeit verbessern würde.“ Vergleichbare Aussagen hatte Fuhrmann bereits im ausführlichen Interview mit DER AKTIONÄR getätigt.
In einer eigenen Krise Zusammenschlüsse als Allheilmittel zu suchen, sei nachvollziehbar, so Fuhrmann zu Reuters. Seiner Ansicht nach wäre dies aber der falsche Ansatz. „Es ist zu oberflächlich und zu kurz gedacht.“ Zudem stehe Salzgitter trotz Coronakrise unter keinerlei Druck für kurzfristigen Aktionismus.
Hinzu kämen unterschiedliche Ansichten für eine erfolgreiche Zukunft. Fuhrmann sagte, er habe den Eindruck, dass die Unterstützer einer Fusion „ein deutsches, pures Stahlunternehmen“ sehen wollen. Das stehe aber in einem diametralen Widerspruch zu den Interessen Salzgitters. Auf dem Weltmarkt sei selbst ein deutscher Champion als reiner Stahlkonzern zu klein, um mithalten zu können.
Eine Lösung für die Stahlsparte von ThyssenKrupp deutet sich damit nicht an – der Druck auf das Management wird aber nicht kleiner. Fuhrmann scheint derweil einen klaren Plan für die Eigenständigkeit zu haben. Kurzfristig dürfte sich hieran nichts ändern. Da die Stahlbranche aber weiter unter Druck steht, bleibt DER AKTIONÄR dabei: Anleger sollten bei beiden Aktien vorerst weiter abwarten.