Mit einem zweistelligen Kursminus hat die Aktie von Thyssenkrupp zu Wochenbeginn auf den überraschenden Rücktritt von Konzernchefin Martina Merz reagiert. Auch am Dienstag befindet sich der MDAX-Titel weiter auf Talfahrt und verliert erneut mehr als vier Prozent. Zu viele Fragen erscheinen aktuell offen.
Der Abschied von Merz kam überraschend. Allerdings hatte sie immer wieder mit vielen Widerständen zu kämpfen. Die Gewerkschaften waren von ihren bislang noch immer weitgehend ergebnislosen Bemühungen um eine Neustrukturierung der einzelnen Sparten enttäuscht. Marine-Systems-Chef Oliver Burkhard galt ohnehin länger als großer Gegenspieler von Merz. Und auch die Kapitalseite im Aufsichtsrat verlor langsam die Geduld – offenbar zu viel für Merz, die das Handtuch schmiss.
Auf den Rücktritt folgte der Kursrutsch. Das Problem: Auch wenn Merz die Wasserstoff-Tochter Nucera nicht an die Börse gebracht hatte, noch immer keine endgültige Lösung für den Stahl gefunden hatte und auch bei der Suche nach der passenden Zukunft für Marine Systems keinen Durchbruch erzielt hatte, schien es zuletzt so, dass Ergebnisse näher rückten. Mit dem Chefwechsel droht nun erneut Zeit verloren zu gehen. Auch wenn gerade bei Marine Systems IG Metall und Spartenchef Burkhard wohl an einem Strang ziehen, wird sich der neue starke Mann erstmal selbst ein Bild machen – kurzfristige Kurstreiber sind somit passé.
Das kritisieren auch Experten wie Christian Obst von der Baader Bank. Der Führungswechsel komme überraschend, sagt er. Auch wenn Thyssenkrupp es noch immer nicht schaffe, nachhaltig Cashflow zu generieren und das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, habe Merz gute Arbeit geleistet – etwa beim Verkauf der Aufzugssparte. Anleger sollten nun abwarten, ob es ihrem designierten Nachfolger gelinge, weitere Fortschritte zu erzielen.
Der Personalwechsel hat einen Kurssturz ausgelöst. Kurzfristig ist jetzt wieder viel Unsicherheit bei Thyssenkrupp geboten. Anleger sollten nun den Stopp bei 5,90 Euro beachten und die Reißleine ziehen, wenn dieser unterschritten wird.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.