Wie erwartet, hat ThyssenKrupp in der vergangenen Woche mit den Zahlen zum dritten Quartal auch die Prognose für das Gesamtjahr gesenkt. Für einen Schock sorgte das nicht, die Aktie stieg nach der Bilanzvorlage zunächst sogar deutlich. Am Freitag folgte dann dennoch ein neues Mehrjahrestief. Für die Trendwende muss es Fortschritte beim Konzernumbau geben.
Die schwache Entwicklung der Weltkonjunktur sowie die branchenweiten Probleme im Automobil- sowie im Stahlsektor haben ThyssenKrupp voll im Griff. Der Konzern verbrennt mehr und mehr Geld – ein Zustand, der sich ändern soll. Die Lösung soll der lange angekündigte Konzernumbau sein. Doch CEO Guido Kerkhoff muss nun endlich liefern – die Kursentwicklung der vergangenen Monate zeigt, dass Worte allein die Anleger nicht mehr besänftigen können.
Bei der Aufzugsparte befindet sich der Konzern auf einem guten Weg. Die Konzernperle, die eigenständig knapp das Doppelte wert sein dürfte als die Mutter insgesamt, soll entweder an die Börse gehen oder veräußert werden – Wettbewerber wie Finanzinvestoren dürften hier interessiert sein. Doch nun macht Kerkhoff auch in anderen Sparten ernst.
Klare Aussagen
So stehen drei kriselnde Sparten im Komponentengeschäft auf der Verkaufsliste. Die Bereiche Stahlfedern für Automobilfahrwerke, der Bau von Auto-Produktionsanlagen sowie stählerne Grobbleche sollen verkauft werden – wenn nicht schnell eine Sanierung gelingt, was eher unwahrscheinlich ist. Diese stehen konzernweit für ein Viertel des erwarteten negativen Cash-Flows von rund einer Milliarde Euro – aber nur für vier Prozent des Umsatzes.
Seit Mai führen wir verschiedene Gespräche, um Portfoliooptionen und mögliche Partnerschaften in allen Bereichen auszuloten.
Gleichzeitig sucht ThyssenKrupp weiter nach Partnern im Anlagenbau, in der Autozulieferung und im Werkstoffhandel. Hier sind sowohl Kooperationen als auch Zusammenschlüsse denkbar.
Die Situation bei ThyssenKrupp bleibt kompliziert. Der Konzern vernichtet Geld und Börsenwert. Allerdings schlummern vor allem dank der Aufzugsparte auch hohe verborgene Werte im Konglomerat. Viel Negatives ist eingepreist. Nun muss der Umbau vorangetrieben werden. Dann kann die Trendwende gelingen. Der Stoppkurs bleibt bei 8,90 Euro.