Enttäuschende Quartalszahlen und ein schwacher Ausblick haben bei Thyssenkrupp für schlechte Stimmung gesorgt. Mit einem Minus von neun Prozent ist der Industriekonzern im eher freundlichen Marktumfeld der größte Verlierer im MDAX. Zwischenzeitlich notierte die Aktie sogar erstmals seit Ende 2022 unter der 5-Euro-Marke.
Thyssenkrupp berichtete von roten Zahlen zum Jahresauftakt. Mitverantwortlich dafür waren erneute Wertberichtigungen auf das Stahlgeschäft wegen gestiegener Zinsen und eines damit einhergehenden höheren Kapitalkostensatzes. Netto wies Thyssenkrupp einen Verlust von 314 Millionen Euro aus, nach einem Gewinn von 75 Millionen Euro im Vorjahr. Auch der Umsatz ging wegen der gesunkenen Nachfrage und des niedrigeren Preisniveaus zurück.
Die Erwartungen der Analysten wurden damit größtenteils nicht erfüllt. Als Enttäuschung wurde aber auch der Ausblick gewertet, denn das Unternehmen zeigte sich für das laufende Geschäftsjahr sowohl beim Umsatz als auch beim Jahresergebnis pessimistischer. Statt des bislang angepeilten Wachstums dürfte der Umsatz nun in etwa auf Vorjahresniveau liegen. Unter dem Strich rechnet Thyssenkrupp nun mit einem lediglich ausgeglichenen Ergebnis.
Kritik der Experten
Laut JPMorgan-Experte Moses Ola wurden beim Umsatz und dem Free Cashflow die Erwartungen nicht erfüllt. Sein Fachkollege Christian Obst bewertete auch das EBIT als leicht unter den Erwartungen und hob gesunkene Auftragseingänge hervor. „Das erste Quartal ist kein Treiber für den Aktienkurs. Umsatz und Auftragseingang waren rückläufig, in erster Linie preisbedingt“, kommentierte der Analyst von der Baader Bank.
Ein möglicher positiver Kurstreiber könnte der seit Jahren laufende Umbau sein. „Als nächsten Trigger sehen wir insbesondere Portfolio-Maßnahmen“, sagte Dirk Schlamp von der DZ Bank. Er erwähnte dabei eine mögliche Abspaltung oder Verselbständigung der Stahlsparte Steel Europe und/oder der Werft Thyssenkrupp Marine Systems. Die Wasserstoffsparte Nucera war im vergangenen Sommer schon an die Börse gebracht worden. 2020 war in einem großen Schritt bereits die Aufzugsparte verkauft worden, um die Finanzlage zu verbessern.
Die Zahlen sind eine Enttäuschung, das ohnehin schwache Chartbild hat sich weiter eingetrübt. Anleger sollten nicht in das fallende Messer greifen und unverändert an der Seitenlinie bleiben.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.