Der bisherige Wochenverlauf bei Thyssenkrupp ist für Anleger eine einzige Enttäuschung. Nach dem überraschenden Rücktritt von Konzernchefin Martina Merz hat die Aktie knapp 20 Prozent an Wert verloren. Viele Fragen sind offen. Immer mehr Investoren äußern sich derweil zur Entwicklung beim Industriekonzern – sie finden teils klare Worte.
Kritik gab es wieder einmal von Deka-Fondsmanager Ingo Speich. „Die Strategie von Thyssenkrupp ist heute unklarer als vor zwölf Monaten und die Entflechtung des Unternehmens geht zu langsam voran“, sagte er gegenüber Reuters. Sorgenkind bleibe das Stahlgeschäft, bei dem es nicht so weitergehen könne. „Thyssenkrupp hat es nicht einmal in einem so außerordentlich guten Jahr wie 2022 geschafft, sich in der Branche nach vorne zu arbeiten.“
Speich hat auch klare Forderungen an den neuen Konzernchef Miguel Àngel López Borrego. „Der neue Vorstandschef müsse Mut und Entschlossenheit zeigen, um schnell die Weichen für den Konzern richtig zu stellen“, sagte er. „Dazu werden auch unpopuläre Entscheidungen gehören. Aber Thyssenkrupp darf nicht in Gefahr laufen, erneut auf der Intensivstation zu landen und damit Zeit und Geld zu verlieren.“
Weitere Äußerungen
Auch Hendrik Schmidt von der DWS sieht nun viele offene Fragen. „Eine strategische Lösung für den Stahlbereich zu finden, ist ein maßgeblicher Teil der Aufgabe des neuen CEOs“, sagte er zu Reuters. Gleichzeitig fordert er Klarheit für die Werftentochter Marine Systems und die Wasserstoffsparte Nucera.
Marc Tüngler von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) betonte laut Reuters derweil, dass die Anleger nie richtig warum mit Martina Merz geworden seien. Sie habe den Chefposten zwar in einer sehr schwierigen Phase übernommen, die große Stahlfrage aber nie lösen können. Letztlich drehe sich bei Thyssenkrupp alles um den Stahl. Dass es der Konzern selbst in Zeiten hoher Stahlpreise nicht geschafft habe, das Geschäft auch nachhaltig auf bessere Beine zu stellen, sei ein Problem. „Das lässt einen schon nachdenklich zurück.“
Die jüngsten Fortschritte bei Thyssenkrupp stehen durch den Chefwechsel wieder auf der Kippe. Nach dem kräftigen Rücksetzer hat sich das Chartbild eingetrübt, die Unsicherheit könnte den Kurs vorerst lähmen. Neueinsteiger warten ab. Wer investiert ist, beachtet den Stopp bei 5,90 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.